1904 -
Breslau
: Hirt
- Autor: ,
- Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
Wirbeltiere: E. Fische.
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E. Fischt.
§ 44. Der Karpfen (Fig. 24) erreicht eine Länge bis lm und wird
10—20 kg schwer. Er gehört zu den Fischen, und sein Körper ist für
den Aufenthalt im Wasser vortrefflich eingerichtet. Er ist oben grünlich,
unten gelblich und mit großen, runden Schuppen bedeckt. Diese liegen
dachziegelartig übereinander und sind mit Schleim überzogen, der die Nässe
und Külte des Wassers abhält. An dem abgerundeten Maule sitzen an
jeder Seite zwei Bartfäden.
Mit dem seitlich zusammen-
gedrückten Körper durch-
schneidet er das Wasser wie
der Kiel eines Schiffes.
Die Flossen, zwischen
Knochen ansgespannte
Häute, dienen ihm zur
Fortbewegung. Die paar-
weise vorhandenen Brust-
und Banchflosfen werden
besonders zur Erhaltung
des Gleichgewichts, die
Schwanzflosse als Ruder
und Steuer benutzt. — Das Gerippe besteht aus einer langen, knochigen
Rückenwirbelsänle, an die sich nach oben und unten nadelförmige Knochen,
die Gräten, ansetzen (Knochenfische).
Der Karpfen kann atmen, ohne über das Wasser zu kommen. Zn
beiden Seiten des Halses sitzen unter den hornigen Kiemendeckeln die
häutigen, von Blutgefäßen durchzogenen Kiemen, von denen Kanäle zum
Schlunde führen. Das durch den Mund aufgenommene Wasser gelangt
durch die Kanüle zu den Kiemen, versieht diese mit Luft und stießt durch
die Kiemenspalten wieder ab. Im Körper der Fische befindet sich die
zweiteilige, mit Luft gefüllte Schwimmblase, die durch besondere Muskeln
zusammengedrückt werden kann. Sie erleichtert dem Karpfen das Anf-
and Niedersteigen im Wasser.
Der Karpfen ist ein geschätzter Fisch, der in allen Gewässern Deutsch-
lands zu finden ist. Er liebt schlammige, ruhige Wasserstellen und nährt
sich besonders von Larven, Insekten und Würmern, die im Wasser leben,
frißt aber auch Brotkrumen gern. Im Winter liegt er ruhig auf dem
Grunde der Gewässer.
Die Karpfen vermehren sich durch Eier, die man Laich oder Rogen
nennt; ein Weibchen hat 300000 und mehr Eier bei sich. Der Laich
wird an Wasserpflanzen angeklebt und durch das von der Sonne erwärmte
Wasser ausgebrütet. Am Bauche der ausgeschlüpften Fischchen hängt der
Eidotter. — Die Karpfen werden häuffg in Teichen gezüchtet. Sie erreichen
ein hohes Alter und kommen auf den Klang eines Glöckchens nach der
bekannten Futterstelle.
Gold- und Silberfisch, in Gläsern und in kleinen Gartenteichen gehalten, sind in
Fig. 24.
Rückenflosse
Brustflosse Bauchflosse Afterflosse Schwanzflosse
Der Aarpfen. 1/s.