1904 -
Breslau
: Hirt
- Autor: ,
- Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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Physik
bildung kann man am besten beobachten, wenn Wasser auf eine bestäubte
oder befettete Fläche ausgegossen wird.
Gießt man Wasser auf eine vollkommen ebene Fläche, so verteilt es
sich gleichmäßig über dieselbe und macht sie naß; von einer schiefen Flüche
fließt es herab. In lockere, poröse Körper dringt es ein und quellt die-
selben auf. Suche Beispiele!
8 20. Kommunizierende Röhren. Gießt man Wasser in den einen
Schenkel einer Iiförmig gebogenen offenen Röhre, so stellt es sich in beiden
gleich hoch. Das können wir an Gießkannen, Teekannen und dgl. Gefäßen
beobachten. In verbundenen offenen Behältern hat also der
Wasserstand stets gleiche Höhe. Daraus erklären sich mancherlei Er-
scheinungen in der Natur. Wir können oft bemerken, daß das Wasser in
Brunnen oder Teichen, die in der Nähe eines Flusses liegen, ebenso fällt
und steigt wie im Flusse. Was läßt sich daraus schließen?
Die Wasser- oder Nivcllierwagc besteht aus einer Metallröhre, deren
Enden lotrecht nach oben gebogen und mit eingekitteten Glasröhren versehen
sind. Sie ist mit ge-
F'g.14- färbten: Wasser gefüllt
und dient dazu, bei An-
legung von Straßen,
Kanälen und Eisen-
bahndämmen Höhcn-
abstände zu messen.
Dabei verfährt man,
wie Fig. 14 zeigt.
Soll z. 33- untersucht
werden, um wieviel m der
Punkt B tiefer liegt als
der Punkt A, so stellt ein
Beobachter zwischen beiden Punkten auf einem Gestelle die Nivellierwage auf; ein Ge-
hilfe errichtet in B eine mit einer Maßeinteilung versehene Stange, an welcher sich eine
Hülse hin und her schieben läßt. Der Beobachter sieht über den Wasserstand in beiden
Schenkeln nach B und gibt dem Gehilfen durch Zeichen au, wie hoch die Hülse zu schieben
ist. Dann begibt sich der Gehilfe nach A, während der Beobachter über den Wasserstand
nach A hin sieht (visiert). Der Unterschied der Entfernung beider Hülsen vom Boden gibt
den Höhenunterschied von A und B an.
Springbrunnen. Füllt man Wasser in eine Glasröhre, die oben
trichterförmig erweitert, unten umgebogen ititb in eine feine Spitze ausgezogen
ist, so springt das Wasser ans der untern feinen Öffnung in einem Strahle
in die Höhe. Eine solche Vorrichtung ist ein Springbrunnen. Er stellt
eine kommunizierende Röhre mit ungleichen Schenkeln vor. Daß der auf-
steigende Strahl die Höhe des Wasserstandes im langen Schenkel nicht
ganz erreicht, liegt an dem Widerstande der Luft, an der Reibung zwischen
dem Wasser und der feinen Öffnung und am Gewicht der herabfallenden
Wassermassen.
Springbrunnen im Freien bestehen ans einem in der Höhe liegenden
Wasserbehälter, ans einem abwärts führenden Rohre und einer kurzen,
senkrechten Ausflußröhre.
Bohrbrunncn, artesische Brunnen haben ihren Namen nach der Land-
schaft Artois in Frankreich; man erklärt sich ihre Wirkung in folgender
Weise (Fig. 15): Das aus die Erdoberfläche (d) fallende Regenwasser sammelt