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1. Realienbuch für die Schulen des Großherzogtums Hessen - S. 27

1900 - Gießen : Roth
Roggen. 27 die Kälte ist und mit geringerem Boden vorlieb nimmt, so ist er verbreiteter als der Weizen. Die Körner werden auch als Viehsutter, zur Bereitung von Grütze und zur Spiritusfabrikation verwendet. Das Stroh dient nicht nur zur landwirtschaftlichen, sondern auch zu vielen gewerblichen Zwecken. Der Weizen ist in wärmeren Ländern das Hauptgetreide. Durch den Anbau sind mancherlei Spielarten entstanden, die sich hauptsächlich durch die Beschaffeuheit der Ähren unterscheiden. Bei uns pflanzt man als Winter- und Sommerfrucht den Grannenweizen und Kolbenweizen. — Der Weizen liefert von allen Getreidearten das weißeste und nahrhafteste Mehl. Wir bereiten daraus unser feines Brot und viele andere Speisen. — Zu den Weizenarten gehört auch der in Süddeutschland angebaute Spelz oder Dinkel. Die Gerste beansprucht von allen Halmfrüchten zur Entwicklung die kürzeste Zeit, nämlich kaum vier Monate. Deshalb reicht ihr Anbau am weitesten nach Norden und am höchsten im Gebirg. In südlichen Ländern liefert sie nicht selten zwei Ernten. — Die Gerstenähre gleicht der des Roggens. Da jedes Ährchen aus drei Blütchen be- steht, müßte die Ähre sechs Kornreihen haben. Bei einer Art finden wir aber nur zwei Reihen. Die Betrachtung lehrt, daß nur die mittlere Blüte Frucht erzeugt. Bei der vierzeiligen Gerste treten die seitlichen Blüten deutlich hervor. Bei der sechs- zeiligen Gerste sind alle Körnerreihen ausgebildet.—In der reifen Ähre fehlen schein- bar die Spelzen. Sie verwachsen nämlich fest mit dem Fruchtknoten und umgeben später das Samenkorn als harte Schale. Die äußere Spelze ist lang begrannt. — Reines Gerstenmehl eignet sich wenig zum Brotbacken. Die meiste Gerste wird zu Grütze und Graupen, als Viehsutter und zur Bereitung von Malz verwendet. Das Stroh dient zur Fütterung. Der Hafer unterscheidet sich von dem übrigen Getreide durch seinen Blütenstand. Die von der Spindel ausgehenden Blütenstiele verzweigen sich nämlich, und au den Nebenstielchen hängen die Ährchen. Einen solchen Blütenstand nennt man eine Rispe. Jedes Ährchen hat zwei Kelchspelzen. Sie stützen zwei Blüten, deren eine höher sitzt und kleiner ist. Am Ende des Blütenstiels ist eine dritte Blüte angedeutet. Die Ährchrn sind also auch hier dreiblütig. Der Hafer wird nur als Sommersrucht gebaut und ist unter seinen Geschwistern am genügsamsten. Deshalb bildet er für rauhe Gegenden ein wichtiges Getreide. In nordischen Ländern backt man aus Hafermehl dünne, harte Kuchen, welche das tägliche Brot bilden. Hafergrütze ist eine nahrhafte, leichtverdauliche Speise, welche von unseren Vorfahren täglich genossen wurde. Die meiste Verwendung findet der Hafer als Futter, hauptsächlich für Pferde. Das Stroh dient gleichfalls als Futter. Der Mais hat getrennte Blüten. Die Staubblüten stehen in Rispen an der Spitze des Stengels. Die Fruchtblüten erscheinen in den Blattwinkeln. Sie bilden eine vielzeilige Ähre mit dicker Spindel und werden Kolben genannt. Der Mais stammt aus Amerika und wird dort auch jetzt noch hauptsächlich angebaut. In den Tiefebenen des Po und der Donau und in manchen Gegenden Deutschlands hat er sich eingebürgert. Maismehl kommt an Nährkraft dem Weizenmehl nahe. In Mittelamerika backt man daraus dünne Kuchen, welche das tägliche Brot für arm und reich bilden. Die Italiener bereiten aus Maismehl einen steifen Brei. der unter dem Namen Polenta ihr Nationalgericht ist. Keinde des Helreides. Zur Saatzeit verzehren die Saatkrähen die Körner und ziehen die jungen Pflänzchen aus der Erde. Zu ihnen gesellen sich die Mäuse, welche die Wintersaat oft so gründ- lich vernichten, daß nicht einmal die Wurzel mehr ausschlägt. Nicht minder verderblich werden Engerlinge »nd Maulwurfsgrillen, die den Wurzeln der Pflanzen nachstellen. Schlimmer als diese aber ist die Koru- ffiege. Zur Zeit, da die Roggenähre noch verborgen ist. legt sie ihre Eier zwischen die Blätter. Die Larven sresien dann vom obersten Knoten an aufwärts. Infolge davon bleibt die Ähre in der Entwicklung zurück und trägt keine oder nur unvollkommene Körner. Weitere Getreidefeinde sind die unter dem Namen Htost und Arand bekannten Pilze. Der Rost zecgt sich auf den Blättern in Gestalt roter Staubhäufchen und verbreitet sich in wenigen Tagen ost über ein ganzes Feld. . Geschieht dies frühzeitig, so können die Blätter ihren Dienst nur unvollkommen erfüllen, und dies benachteiligt die Entwicklung der Körner. Noch gefährlicher ist der Staub- oder Rutzbrand. Er zerstört zuweilen die Blütenteile aller Getreidearten so vollständig.' daß von der Ähre nur die Spindel bleibt. Zur Zerstörung seiner Sporen tränkt man die Saatfrucit mit einer Lösung von Kupfervitriol. Der Schmierbrand verwandelt den Fruchtknoten beim Weizen in einen schwarzen, schmierigen, übel- riechenden Körper. — Das Mutterkorn entsteht durch einen Pilz, welcher im Fruchtknoten des Roggens sein Lager ausschlägt. Der Fruchtknoten verwandelt sich dadurch in einen 1 bis 2 cm langen violetten Körper. Das Mutterkorn ist giftig, dient aber auch als Arzneimittel. — Auf dem Speicher fallen die Körner oft in Menge dem Kornbohrrr zum Opfer. Dieser kleine schwarze Rüsselkäser und dessen Larve nähren sich von dem Mehl. Letztere verpuppt sich in der leeren Schale. Der Käfer erscheint im Juli und setzt im September eine neue Brut ab, deren Larven überwintern. Ta das Weibchen gegen hundertsünszig Eier legt, so ist der Schaden, den er anrichtet, sehr groß. Öfteres Umschaufeln des Getreides und frische Lust sind die besten Vertilgungsmittel.
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