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1. Realienbuch für die Schulen des Großherzogtums Hessen - S. 20

1900 - Gießen : Roth
20 Wirkungen der Schwerkraft. bis zur tiefsten Stelle, steigt darüber hinaus und bewegt sich hin und her, bis die Bewegungshindernisse das Beharrungsvermögen überwunden haben. Wir sagen: die Kugel schwingt. Ein hängender, in Schwingungen versetzter Körper heißt ein Pendel. Hängt der Körper an einem Faden, so heißt er Fadenpendel; hat er Stangenform, ein Stangenpendel. Jeder Hingang des Pendels bildet eine Schwingung, ebenso jeder Hergang. Der durchlaufene Weg heißt Schwingungsbogen. Pendelgesetze. Die Beobachtung des schwingenden Pendels lehrt, daß die Schwingungsbogen stetig kleiner werden und das Pendel zuletzt zur Ruhe kommt, weil der Widerstand der Luft und die Reibung am Aufhängepunkt das Beharrungs- vermögen allmählich überwinden. Läßt man ein Pendel schwingen und gibt dabei den Takt durch Zählen an, so bemerkt man, daß die kleinen Schwingungen die gleiche Zeit erfordern wie die großen. Bei dem großen Bogen ist nämlich die schiefe Ebene^ von welcher die Kugel gleichsam herabfällt, steiler und darum die Bewegung schneller. Hängt man Pendel von verschiedener Länge z. B. 10, 40 und 90 cm nebeneinander auf und läßt sie gleichzeitig schwingen, so zeigt es sich: Je länger ein Pendel ist^ desto langsamer schwingt es. Das kürzeste Pendel macht drei, das mittlere zwei, das längste eine Schwingung in derselben Zeit. Das heißt: Ein Pendel von vierfacher Länge braucht die doppelte, ein solches von neunfacher Länge die drei- fache Zeit u. s. w. Auch für Stangenpendel gelten die Pendelgesetze. Aber Stangen- pendel schwingen schneller als gleichlange Fadenpendel. Die oberen Punkte der Stange haben Gewicht, bilden kürzere Pendel und bewirken daher schnellere Schwingungen. Beweis für die Abplattung der Erde. Ein Fadenpendel, welches zu jeder Schwingung eine Sekunde braucht, heißt Sekundenpendel. In unseren Gegenden muß dasselbe 1 m (genau 994 mm) lang sein. Ein solches Pendel schwingt am Äquator langsamer, nach den Polen hin schneller. Am Äquator wirkt also die Schwerkraft weniger stark als an den Polen. Da nun die Schwerkraft (die Ursache der Pendel- schwingungen) mit der Entfernung vom Erdmittelpunkt abnimmt, so folgt aus dem lang- samen Schwingen am Äquator, daß dort ein Punkt weiter vom Erdmittelpunkte entfernt ist als am Pol. Dies heißt: Die Erde ist an den Polen abgeplattet. Beweis für die Achsendrehuug der Erde. Nach dem Beharrungsvermögen muß die Schwingungslinie eines Pendels stets dieselbe Richtung behalten. Versuche mit sehr langen, im Kölner Dom und Pantheon zu Paris frei aufgehängten Pendeln haben aber bewiesen, daß die am Boden bezeichnete Schwingungslinie sich drehte und allmählich eine vollständige Umdrehung vollendete. Dies kann nur eine Folge der Achsendrehung der Erde sein. Auf diese Weise ist durch das Pendel der Beweis für die Erde geliefert. 2j. Die Uhr. Pendeluhren. Da die Schwingungen des Pendels gleiche Zeitdauer haben, so hat man dasselbe seit bent 14. Jahr- hundert benutzt, um den Gang der Uhr zu regeln. — Die Gewichtsuhren werden durch ein hinabsinkendes Gewicht im Gang erhalten. Dasselbe ist an einer um eine Welle gewundenen Schnur befestigt. Durch das Hinabsinken des Gewichts wird die Welle und ein mit ihr verbundenes Rad gedreht. Da aber das Gewicht, wie jeder fallende Körper, mit beschleunigter Geschwindigkeit hinabsinkt, so würde die Uhr immer schneller gehen, wenn nicht eine Hemmung einträte. Dies Geschäft übernimmt das Pendel. Ein mit ihm verbundener Anker A greift, entsprechend den Bewegungen des Pendels, in gleichen Zeiten in die Zähne des Steigrades und gestattet diesem, bei jeder Schwingung um einen Zahn weiter zu gehen. Dadurch wird das Steigrad und alle mit ihm in Verbindung stehenden Räder in der Bewegung gehemmt, so daß das Gewicht absatzweise durch gleiche Strecken fällt, d. h. sich gleichförmig bewegt. In welcher Weise die Bewegung des Steigrads durch andere Achsendrehung der
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