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1. Realienbuch für die Schulen des Großherzogtums Hessen - S. 19

1900 - Gießen : Roth
Die Römer. (Auswärtige Kriege.) 19 Die Gallier gehörten zu dem Stamme der Kelten, der den Südwesten von Europa innehatte. Im 5. Jahrhundert v. Chr. wanderte ein Teil derselben nach Ober- italien aus. Eine Schar unter Brennus drang bis Clusinm in Etrurien*) vor. Da baten die Clusiner die Römer um Hilfe. Statt eines Heeres schickten diese eine Gesandtschaft an Brennus mit der Forderung, die Feindseligkeiten gegen ihre Bundes- genossen einzustellen. Die Gallier erklärten sich zum Frieden bereit, wenn die Clusiner ihnen einen Teil ihres überflüssigen Ackerfeldes abtreten wollten. Die Antwort der Clusiner war ein Ausfall, an dem — gegen alles Völkerrecht — auch die römischen Gesandten teilnahmen. Brennus verlangte deren Auslieferung und zog, als man diese verweigerte, gegen Rom. An dem Flüßchen Allia kam es zur Schlacht (390), in der das römische Heer vollständig vernichtet wurde. Brennus eroberte Rom und ver- wandelte es in einen Schutthaufen. Nur das Kapitol bot noch Sicherheit. Auch dieses wäre einmal nachts erstiegen worden, wenn nicht das Geschrei der Gänse, die im Tempel der Juno gehalten wurden, den eindringenden Feind verraten hätte. Schließlich erklärte Brennus sich bereit, gegen einen Tribut von 1000 Pfund Gold abzuziehen. Beim Ver- wiegen des mühsam herbeigeschafften Goldes benutzten die Gallier falsche Gewichte, was die Römer sich nicht wollten gefallen lassen. Da warf Brennus auch noch sein Schwert in die Wagschale und rief: „Wehe den Besiegten!" Unterdessen hatte Camillus, ein früherer Senator, ein Heer gesammelt, mit dem er gerade noch zu rechter Zeit er- schien. Er erklärte den abgeschlossenen Vertrag für ungiltig, trieb die Gallier aus der Stadt und besiegte sie. Die zerstörte Stadt wurde an der alten Stelle wieder aufgebaut. Die Samniter waren neben den Römern das wichtigste Volk in Italien. Sie bewohnten das Gebirgsländ in Mittel- und Unteritalien. Da beide Völker nach der Oberherrschaft strebten, so gerieten sie natürlich miteinander in Streit. Diese Kriege dauerten 70 Jahre und endeten mit der Unterwerfung der Samniter. Tarent in Unteritalien war eine griechische Kolonie. Die Tarentiner hatten die Samniter in ihrem Kampfe gegen Rom mit Geld unterstützt. Diese Hilfe war den Samnitern später entzogen worden. Dafür hatte Rom versprochen, mit seiner Flotte nie das äußerste Vorgebirge Italiens im Südwesten zu umschiffen. Infolge eines Sturmes lief trotzdem (284) eine kleine römische Flotte in den Hafen von Tarent ein. Die Tarentiner nahmen zwei Schiffe weg, vernichteten vier, der Rest entkam. Ais nun die Römer Genugthuung verlangten, wurden ihre Gesandten schmählich verhöhnt. Nun blieb den Römern nichts übrig, als gegen Tarent zu Feld zu ziehen. Da die Tarentiner ein ausreichendes Heer nicht besaßen, so riefen sie den König Pyrrhus von Epirus zu Hilfe. Dieser kam mit 25 000 Mann und 20 Elefanten. Nach tapferer Gegenwehr wurden die Römer bei Heraklra geschlagen (280). Voll Be- wunderung der römischen Tapferkeit rief Pyrrhus aus: „Mit solchen Soldaten wäre die Welt mein; und sie gehörte den Römern, wenn ich ihr Feldherr wäre!" Jetzt gedachte Pyrrhus, die Römer zum Frieden geneigt zu finden und sandte seinen Freund Kineas, einen ausgezeichneten Redner, nach Rom. Die Not und Kineas' schmeichelnde Beredsamkeit schienen den Senat zum Friedensschluß geneigt zu machen. Da rief der blinde Appius Claudius: „Ich habe mich bei den Göttern beklagt, daß sie mich blind werden ließen; jetzt danke ich ihnen dafür. Ich wollte, sie hätten mich auch taub werden lassen, damit ich solche Schande nicht hätte hören müssen. Nie machten unsere Väter auf solche Weise Frieden. Wo Not und Gefahr am größten waren, da zeigten sie ihren Heldenmut und ihre Ausdauer am glänzendsten, und so wurden sie groß!" Nach solcher Rede mußte Kineas unverrichteter Sache heimkehren. Er meldete dem Pyrrhus: „Rom kam mir vor wie ein Tempel, und der Senat schien mir eine Versammlung von Königen zusein". Dierömer sandten den Konsul Fabricius zu Pyrrhus, um die Gefangenen auszulösen. Pyrrhus sparte kein Mittel, Fabricius für seine Pläne zu gewinnen, aber umsonst. Ein Überläufer erbot sich, den Pyrrhus zu vergiften, wenn man ihm einen guten Lohn zusichere. Fabricius ließ aber den Meuchelmörder gebunden zu Pyrrhus führen. Da rief der König voll Bewunderung: „Fabricius ist schwerer vom Pfad der Tugend als die Sonne aus ihrer Bahn zu lenken". Der Krieg begann im nächsten Frühjahr aufs neue. Pyrrhus siegte abermals. Aber seine Verluste waren so bedeutend, daß er ausrief: „Noch ein solcher Sieg, und wir sind verloren!" Da jetzt gerade die Syrakuser seine Hilfe gegen die Karthager anriefen, so setzte er nach Sizilien über und eroberte die ganze Insel bis auf zwei Städte, die er nicht gewinnen konnte. Inzwischen hatte Rom ein neues Heer gerüstet, und Pyrrhus zog nach Tarent zurück. Mit Hilfe seiner Elefanten, die auf ihrem Rücken ') Das heutige Toskana.
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