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1. Deutsches Lesebuch für Volks- und Bürgerschulen - S. 78

1873 - Leipzig : Wartig
78 nach des Vaters Meinung, wohl dem Höhlenbären angehö- ren mögen. Zuweilen nimmt man Musiker mit in die Höhle, und lässt ein Concert darin aufführen; ja vor zwei Tagen hatte sogar eine Gesellschaft darin getanzt. Das vermöchte ich nicht! In mir wollte das Gefühl der Bewunderung keinem andern Platz machen, am wenigsten einem solchen, wel- ches Tanzende haben. Alles, was man sieht, erinnert hier an Gottes Macht und Grösse und stimmt zur Andacht. Einen eigenthümlichen Eindruck macht es, wenn man aus diesen dunkeln Gewölben auf einmal wieder in die Tageshelle tritt: man wird fast geblendet, fühlt sich aber wieder recht leicht und froh ums Herz, und erinnert sich unwillkürlich des unglücklichen Entdeckers der Höhle, des Bergmanns Baumann. Er bahnte sich, getrieben von Neugier und Verlangen nach Erzen, mit unsäglicher Mühe und Beschwerden einen Weg durch den schon bezeichne- ten engen Eingang und gelangte so glücklich in die ersten Abtheilungen der Höhle. Beim weiteren Vordringen er- losch ihm aber plötzlich sein Grubenlicht, und er tappte nun, umgeben von der dichtesten Finsterniss, in diesen furchtbaren Schlünden umher, vergeblich den Ausgang suchend. Sein Angstruf verhallte in den grausigen Höhlen, ohne das Ohr eines Erdenbewohners zu erreichen. End- lich, nachdem er drei Tage und drei Nächte lang zehn- fach die Angst eines Lebendigbegrabenen ausgestanden hatte, erblickte er den rettenden Lichtstrahl, der ihn wieder zur Oberwelt zurückführte. Hunger, Angst und Anstrengung hatten seine Kräfte so erschöpft, dass er wenige Tage nachher starb. Indessen hatte er doch noch so viel Besinnung, seine Freunde auf die Geheimnisse dieser Höhle aufmerksam zu machen, weshalb sich auch bald Mehrere fanden, die seinen Versuch mit gutem Erfolg wiederholten, die Höhle aber ihm zu Ehren Baumanns- höhle nannten. Die Zeit der Entdeckung kennt man nicht; doch soll die Höhle schon in der Mitte des 16. Jahrhunderts bekannt gewesen und bereits 1570 von den Grafen Ernst und Martin von Reinstem besucht worden sein. Der Baumannshöhle fast gegenüber, also auf dem rechten Bode-Ufer, befindet sich eine ähnliche Höhle, welche nach dem auf der Thalwand sich erhebenden
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