1873 -
Leipzig
: Wartig
- Hrsg.: Klauwell, Adolf, Jeep, Wilhelm
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
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Tiefebene auf; es gleicht einer mächtigen grünen Mauer,
deren hohe Thürme das Himmelsgewölbe des breiten
Rheinthaies zu tragen scheinen. Gar ernst steht dort im
südlichen Theile der 1228 Meter hohe ;Belgen, dessen
Rücken der dunkle Tannenwald schmückt, und blickt auf
die gesegneten Gefilde der Tiefebene. Hinter ihm, zwei
Meilen entfernt, steigt die noch höhere Spitze des Feld-
berges 1314 Meter hoch zu den Wolken. Dieser südliche
Theil des Gebirges ist besonders finster und wild, der
nördliche wird niedriger, milder und freundlicher. Noch
7 Meilen vom Neckar fällt der Zug steil zum Murchthale
ab, und von da bis zum Odenwalde ist eine Lücke in der
Gebirgskette.
Während das Gebirge im Westen plötzlich zur ober-
rheinischen Tiefebene absteigt, dacht es sich nach Osten
zur schwäbischen Hochebene nur allmählich ab. Am Süd-
ende steht es mit dem deutschen Jura in Verbindung
und bildet mit diesem einen Gebirgswinkel.
Seine Wasser schickt der Schwarzwald vorzüglich dem
Rheine und Neckar zu. Die Donau empfängt von ihm
nur zwei Gebirgsbäche, Brigach und Brega, die man jedoch
als die Quellflüsschen des Stromes ansieht. Die Thäler
der Gebirgsflüsse sind oft so eng, dass die Strasse neben
den reissenden Gebirgswässern kaum Raum findet, und
sie gehören zu den schönsten des deutschen Mittelge-
birges. Hunderte von Reisenden durchwandern darum in
den Sommermonaten das wilde Thal der March oder das
schaurige Höllenthal, und den zahlreichen Bädern, deren
eins fast jedes Thal hat, fehlt es nicht an Besuchern.
Das Gebirge ist zum grössten Theil mit prächtigen
Nadelwaldungen bedeckt, wovon es auch den Namen haben
mag. Das Klima ist rauh und kalt. Während an seinem
Westfusse der edle Markgräfler-Wein gedeiht und, so
weit das Auge reicht, die sanften Hügel mit Reben be-
wachsen sind, in der rheinischen Ebene weite Weizen-
und Spelzgefilde wogen, die Strassen und Raine zwischen
den Feldern von mächtigen Nussbäumen beschattet werden,
während an den unteren Abhängen der Berge selbst
Mandeln und süsse Kastanien gedeihen — bringt der
Boden des Gebirges kaum Hafer, Kartoffeln und Wicken
zur Reife. Sogar die Kirschen zeitigen erst im September.
Das Gebirge ist nicht stark bewohnt. Hier lebt noch
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