1873 -
Leipzig
: Wartig
- Hrsg.: Klauwell, Adolf, Jeep, Wilhelm
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
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dass, wenn das Becken des Bodensees leer wäre, der
Rhein über 2 Jahre brauchen würde, um es wieder zu
füllen. Auf dieser gewaltigen Wasserfläche giebt es denn
auch Stürme, welche denen auf dem Meere gleichen, und
wobei sich haushohe Wellen erheben. Da diese oft
plötzlich hervorbrechen, so gilt die Schiffahrt auf dem See
für gefährlich. Doch seit die Dampfschiffe eingeführt
sind, haben Reisende sich nicht mehr zu fürchten; jene
Schiffe widerstehen dem heftigsten Sturm.
Die Fischer jedoch, welche in leichten Kähnen das
Gewässer befahren, erkennen meistens an vorausgehenden
Zeichen die Gefahr und flüchten in einen Hafen. Fische
halten sich zahlreich und gern in dem klaren Gewässer
auf, welches noch den Yortheil gewährt, dass es fast nie-
mals zugefriert. Ausser vielen anderen Arten, zum Theil
von beträchtlicher Grösse, fängt man jährlich eine unge-
heure Menge sogenannter Blaufellchen, welche für eine
Leckerei gelten. Natürlich ziehen sich nach einer solchen
Nahrungsquelle auch viele fischfressende Vögel, Reiher,
Strandläufer, sogar Möven und Taucher.
Die Ufer des Sees sind sanft aufsteigend und herr-
lich mit Früchten, Obst und Wein angebaut. Die höhe-
ren Berge in der Schweiz erblickt man nur in der Ferne.
Besonders lieblich nehmen sich aber die zwei kleinen
Inseln aus, welche in den Erweiterungen des Sees gegen
den Ausfluss des Rheins hin liegen, dort wo die alte
Stadt Konstanz hervorragt. Wie schön es an dem See
sein muss, sieht man auch daran, dass fünf verschiedene
Staaten sich ein Stück seines Ufers angeeignet haben: im
Süden die Schweiz, westlich Baden, nördlich Württemberg
und Bayern, östlich Oesterreich, welches mit seinem Ty-
roler Lande daran stösst. Curtman.
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