1909 -
Stuttgart
: Franckh
- Autor: Fischer, R., Baß, J., Seytter, Wilhelm, Manzek, O.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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lagerte er vergeblich. Don den deutschen Fürsten erhielt Friedrich nicht die
nötige Unterstützung- besonders weigerte sich Heinrich der Löwe, der in
seinem Stammlande Sachsen und dessen Nachbargebieten genug zu tun batte,
dem Kaiser Heeresfolge zu leisten. Trotzdem mußte Friedrich den Kampf mit
dem heranziehenden lombardischen Heere aufnehmen- aber er wurde bei Leg-
nano (1176) vollständig geschlagen- sein Pferd wurde ihm unter dem Leibe
erstochen, und wie durch ein Wunder entkam er aus dem furchtbaren Gedränge.
Friedrichs Macht. Friedrich hatte die Grenzen seiner Macht kennen ge-
lernt,- mehr als durch Kämpfe erlangte er nun durch Unterhandlungen.
Mit dem Papste söhnte er sich aus, und mit den lombardischen Städten schloß
er durch dessen Vermittlung Frieden- sie erkannten die Oberhoheit des
Kaisers an, durften aber ihre Gemeinwesen selbst verwalten.
Nun galt es, die Macht Heinrichs des Löwen zu brechen. Dieser
Fürst hatte im Norden des Reichs eine durchaus segensreiche Tätigkeit ent-
faltet, die Slawen kraftvoll niedergeworfen und wie Ulbrecht der Bär den
Osten des Reichs gegen diese alten Feinde gesichert. Uber seine Macht als
,,ungekrönter König des Nordens" bedrohte die kaiserliche Stellung.
Dazu kam der über den Ungehorsam des Welfen entbrannte Zorn des
Kaisers, der durch Heinrichs Vasallen, die unter seinem starken Urme
seufzten, noch geschürt wurde. So lud der Kaiser Heinrich den Löwen
zunächst zur Verantwortung vor ein Fürstengericht. Uuf viermalige La-
dung erschien Heinrich nicht. Da wurde er geächtet und aller seiner
Länder und Lehen verlustig erklärt. Heinrich erhob sich,- aber er mußte
der Übermacht unterliegen- besiegt unterwarf er sich dem Kaiser, der ihn
mit Tränen in den Uugen von der Ucht löste, ihm aber nur seine Familien-
güter Braunschweig und Lüneburg wieder zurückgab. Uuch mußte er auf
drei Jahre das Deutsche Reich meiden. Dadurch war die Macht dieses stärksten
Reichsfürsten gebrochen: Bayern erhielt Otto von Wittelsbach, W e st -
falen kam an das Erzbistum Köln, Sachsen an Bernhard von
5l n h a l t.
Uuf der höhe seiner Macht hielt Friedrich Barbarossa zu Mainz ein
glänzendes R e i ch s f e st ab. Seine beiden ältesten Söhne wurden zu Rittern
geschlagen, und der 60jährige Kaiser beteiligte sich mit jugendlichem Feuer
an den nachfolgenden Turnieren. Barbarossas 6. Römerzug war ein fried-
licher Triumphzug. Er vermählte feinen Sohn Heinrich mit Konstanze, der
Erbin von Sizilien- aber dieser Bund war ein zweifelhaftes Glück, da dadurch
der Schwerpunkt des Reiches aufs neue nach Italien verlegt wurde, und die
Kaisermacht in Deutschland notwendig geschwächt werden mußte.
Friedrichs Tod. Mit einer großen Tat beschloß Friedrich Barbarossa sein
Lebenswerk. von Palästina kam die Kunde, daß sich Sultan Saladin von
Ügppten der Stadt Jerusalem bemächtigt habe. Eine große Begeisterung ergriff
das Ubendland für das verdienstvolle Werk, den Türken die Stadt wieder
zu entreißen. Im Ulter von fast 70 Jahren unternahm daher Kaiser Friedrich 1.
noch einen Kreuzzug ins heilige Land. Glücklich kam er mit feinem Heere
nach Kleinasien,- unter Entbehrungen aller 5lrt, stets bedroht von den
feindlichen türkischen Reitern (vgl. das Gedicht: „Schwäbische Kunde" von