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1. Deutsches Realienbuch - S. 111

1909 - Stuttgart : Franckh
111 Wilhelm kündete in seiner kaiserlichen Botschaft vom 17. November 1881 eine vor- bildlich gewordene Sozialpolitik im Deutschen Reiche an. Schon 1883 wurde das Nrankenver sichern ngsgesetz, 1884 das Unfallversicherungs- gesetz erlassen,' später folgte diesen beiden Urbeiterschutzgesetzen das Ulters- und Invalidenversicherungsgesetz nach. Dennoch blieben die parteipolitischen Gegensätze immer eine schwere Sorge für Bismarck, und es zeugt von seiner großen Staatskunst, daß er trotzdem das Reich vorwärts brachte. Richt gelungen ist es ihm, das Reichsfinanz- wesen selbständig zu gestalten. Das Reich war nämlich auf die Einnahmen aus den indirekten Steuern, den Zöllen, den Einnahmen aus Po st und Tele- graphen und auf die Beitrüge der L i n z e l st a a t e n fmatrikularbeiträge) ange- wiesen. Letztere brachten einerseits das Reich in Rbhängigkeit von den Einzelstaaten und hin- derten andererseits diese an einer durchaus gesicherten Steuerpolitik. Durch zweirlaßnahmen suchte Bismarck das Reich auf eigene Füße zu stellen: durch die Verstaatlichung der Eisenbahnen — diesen weg machten ihm die Einzelstaaten unmöglich — und durch Erhöhung der Zölle. Dies brachte ihm schwere Rümpfe und ermöglichte ihm erst nicht den verzicht auf die Rlatrikularbeiträge. Dagegen gelang ein anderer wichtiger Fortschritt in überraschender weise: der Erwerb überseeischer Rolo- n i e n. 1884 stellte der Bremer Großkaufmann Lüderitz die von ihm erworbene Nieder- lassung Rngra pequena in Südwestafrika unter deutschen Schutz; noch in dem- selben Jahr ergriff der deutsche Rfrikaforscher Rachtigal Besitz von Togo und Kamerun; Rarl Peters und wissmann sicherten große Gebiete im Innern und an der G st k ü st e R f r i k a s für Deutschland, und etwas später wurden in der Südsee Neuguinea, die Nlarschall- und B i s m a r ck i n s e l n besetzt. So war Deutschland in die Reihe der Rolonialmächte eingetreten und dadurch erst recht zur Weltmacht geworden, was allerdings wieder neue Anforderungen an den 5l u s - bau der deutschen Rriegsmarine stellte. Kaiser Wilhelms letzte Regierungsjahre. Kaiser Wilhelm I. wird von der Nachwelt mit Recht der „Siegreiche" genannt' sein dankbarer Enkel Kaiser Wilhelm Ii. legte ihm den Leinamen „der Große" bei. Cr hat wirklich Großes geleistet, obgleich er zur Negierung kam in einem Nlter, in dem nianche andere sich schon zur Ruhe setzen. 61 Jahre war Wilhelm alt, als er für seinen Bruder die Regentschaft übernahm, mit 67 Jahren leitete er als Ober- befehlshaber den deutschen, mit 7z Jahren den Deutsch-Französischen Krieg- als 7z jährigem heldengreis wurde ihm die deutsche Kaiserkrone aufs Haupt gesetzt. Und welch große Aufgaben warteten seiner in dem neu erstandenen Deutschen Reiche! Er hat diese Aufgaben gelöst, weil er ein ganzer wann und ein ganzer König war, nach seiner inneren Gesinnung und nach der äußeren Er- scheinung. Seiner hoheitvollen Gestalt wurde von jedermann Siebe und Verehrung entgegengebracht; durch väterliche wilde gewann er die herzen des Volkes; aber wo es nötig war, konnte er auch mit fürstlichem Selbstbewußtsein und ehernem Willen auftreten, wit sicherem Blick wählte er sich seine witar- beiter zu dem großen Werke der deutschen Einigung: einen Roon und woltke zur Heeresreform, einen Bismarck zur Leitung der inneren und äußeren Politik. Diese wänner ließ er auf ihrem Gebiete frei walten; neidlos erkannte er ihre Verdienste und Erfolge an, und bis ins höchste Greisenalter ließ er sich für neue Ziele gewinnen, auch wenn sie ihm zunächst fremdartig erschienen. Ein Verhältnis echt germanischer Wannen- und Fürstentreue verband Kaiser Wilhelm I. besonders mit dem Fürsten Bismarck. Er vertraute dem staats-
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