1909 -
Stuttgart
: Franckh
- Autor: Fischer, R., Baß, J., Seytter, Wilhelm, Manzek, O.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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Osten nach dem Neckarland hin zu verflachen. Dazu ist er im Süden höher
als im Norden. Durch das tiefe Rinzigtal und das Höllental (Tal der D r e i f a m)
werden drei Teile angedeutet:
Der südliche Zchwarzwald hat die kahle Granit kuppe des Heldbergs (rund
1500 m), des höchsten Schwarzwaldberges. Nings um diesen liegen klare Hochseen
und entspringen viele Büche. Einer davon ist die liebliche wiese.
Der mittlere Zchwarzwald, zwischen dem h ö l l e n t a l und der Kinzig,
gibt den Donauquellbächen Vrigach und vrege (Zusammenfluß bei Donau-
eschingen) ihren Ursprung. Über ihn führt vom Nhein-Kinzigtal
zur Donau die großartigste Gebirgsbahn Deutschlands, die Schwarzwaldbahn,
die sich in zahllosen Krümmungen, über Brücken und durch 38 Tunnels zwischen
dem Gewirr von waldkuppen und engen Tälern durchwindet. Un ihr liegt
mitten im Gebirge, in ein enges Tal gebettet, das badische Triberg, bekannt
durch seine Wasserfälle und als Luftkurort. Sn einem andern Waldtal findet
sich das w ü r t t e m b e r g i s ch e Städtchen Schramberg mit seinen Uhrenfabriken.
Der nördliche Zchwarzwald hat vorherrschend B u n t s a n d st e i n und darum
mehr breite Hochflächen als Bergrücken. Er ist reich an warmen (500 C)
und mineralischen wassern. Berühmte Badeorte sind: Vaden-Vaden (150 000
Badegäste jährlich) und wildbad an der Enz (18 000 Badegäste), Hreudenstadt ist
ein Luftkurort zwischen der würg- und der Kinzigquelle am Ostrand. Teinach
ist bekannt durch sein Mineralwasser. —
Düfterer Nadelwald (Weißtannen und Fichten) legt sich über alle
höhen und hänge dieses Gebirges. Un den kleinen, klaren, forellenreichen
Bächen liegen die h ö f e der Wald besitzenden Bauern, einsame Sägemühlen
und andere wasserbetriebe, während in den größeren Tälern große Sägewerke
das holz zu Brettern und Balken schneiden. Mitten auf den Waldhöhen breiten
sich die stillen Spiegel einsamer Walds een aus und dehnen sich schwankende
Moore, von allen hängen rieseln die Wasser zu Tal, denn der Schwarzwald
ist reich an Uebel und Uegen,' der Winter ist schneereich. Die höchsten höhen des
südlichen Schwarzwaldes sind zum Teil nur kahle Heiden, zum Teil
Bergwiesen mit kräftigem Grase. Darum wird hier Viehzucht und
Milchwirtschaft getrieben, wie aus den Ulmen der Ulpen. Prächtige
Uus sichten lohnen den Bergwanderer.
Ii. Die Bewohner. Der Zchwarzwülder wird hauptsächlich durch seinen
Wald ernährt,' er findet seinen Unterhalt durch Holzfällen, holzführen
und als Urbeiter in den Sägemühlen und großen Sägewerken. Uege
ist natürlich auch der h o l z h a n d e l. Im mittleren Schwarzwald (Schwenningen,
Schramberg, Triberg, Hurtwangen, St. Georgen) ist die Uhrenfabrikation
heimisch, wer kennt nicht die Schwarzwälder Kuckucksuhren? Bis nach Uußland,
Spanien und Umerika werden die Uhren des Schwarzwaldes versandt. Daneben
werden auch Spieluhren, Orchestrions hergestellt. Die T r o s s i n g e r (Trossingen
am oberen Neckar) Mund- und Ziehharmonikas kommen in alle Welt.
Um Uande des Schwarzwaldes liegen die Fabrikstädte: Pforzheim (Bijou-
teriewaren, d. h. kleinere Gold- und Silberwaren, auch solche aus unedlem
Metall); Rottweil a. N. (p u l v e r f a b r i k)' Oberndorf a. N. (G e w e h r f a b r i k).