1909 -
Stuttgart
: Franckh
- Autor: Fischer, R., Baß, J., Seytter, Wilhelm, Manzek, O.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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3. Die Inseln Italiens sind:
Sizilien mit 25 000 qkm und 3l/2 Xttill. Einwohnern. Hm Gstrand steigt
der mächtige Vulkan Ätna mitten aus einem fruchtbaren und wohlbesiedelten
Gelände empor. Die Insel ist reich an wein und Südfrüchten- auch hat
sie schon Zuckerrohr- und Baumwollfelder, Dattelpalmen und
Bananen. Die größten Städte sind: Messina, Latania und Palermo.
Sardinien ist gebirgig und wenig bevölkert.
Huf der kleineren Insel Slba lebte Napoleon I. 1813—14 in der
Verbannung. (Die Insel Korsika ist französisch- Malta ist eine wichtige
Schiffsstation Englands.)
4. Die Lombardei, das Tiefland Norditaliens, wird vom Po, von seinen
Nebenflüssen und künstlichen Wasserstau-Becken reich bewässert. Huch hat es
genügend Negen, und der Boden ist sehr fruchtbar. Hber die Landschaft hat
einen Winter mit Eis und Schnee. Darum find Grangen und Zitronen hier
wenig zu treffen - nur die geschützten Täler des Lago Maggiore, des Tomer Sees und
Gardasees am Südrand der Hlpen zeigen denselben Pflanzenwuchs wie Süd-
italien. Die lombardische Ebene hat dagegen ertragsreiche weizen-
und Maisfelder- Maulbeerbäume ziehen ihre Reihen zwischen den-
selben durch, und von Baum zu Baum schlingt sich die Bebe. Fette wiesen
gestatten auch eine ausgiebige Nindviehzucht und die Milchwirtschaft. Leider ist der
Landmann hier nur ein armer Pächter, dessen Herr den größten Teil der Ernte
an sich nimmt. Städte in der Lombardei sind: Mailand (V2 Mill. Ein-
wohner, Husgangsstation für die Zimplon- und St. Gotthardbahn),- ferner Turin
und die Festungen Verona, Bologna und Mantua.
Hn der sumpfigen Hüfte des Hdriatischen Meeres liegt nur die Inselstadt
Venedig (72 Mill. Einwohner). Noch ist sie durch ihre Straßenkanäle und ihre
vielen Brücken sowie ihre mittelalterlichen Palast- und Nirchenbauten von großem
Interesse für den Fremden,- aber ihre Vorherrschaft über den Handel auf der
Hdria hat sie an die österreichische Stadt Triest abgegeben. Ihre Wasserstraßen
versanden mehr und mehr.
Ii. Das Volk.
Die Italiener sind ein reich begabtes Volk,- besonders haben sie
einen offenen Sinn für Formen, Farben und Töne. Dabei find sie
aber doch nüchtern und genügsam. Der Norditaliener, der das ger-
manische Blut (Langobarden!) nicht verleugnen kann, ist fleißig und ein
tüchtiger Grabarbeiter und sucht in den Nachbarländern Hrbeit und Verdienst,-
der Züditaliener dagegen ist ein träger Geselle, dem das süße Nichtstun
zur Natur geworden ist. Die Neinlichkeit ist keine Haupttugend des Italieners,
ebenso nicht die Hchtung vor fremdem Eigentum. Gegen das Banditen-
wesen auf der Insel Sizilien ist die Negierung völlig machtlos,- eine geheime
Räuberbande, die Mafia, zu der auch reiche und vornehme Italiener gehören,
beraubt selbst ihre eigenen Landsleute. Noch hat die Negierung viel zu tun,
nicht nur um die Fiebersümpfe trockenzulegen, sondern auch, um solche ver-
rotteten Zustände zu bessern und wohlsahrtseinrichtungen zu treffen, wie wir
sie in Deutschland kennen. Huch die Bildung des Volkes harrt ihrer Pflege-