1909 -
Stuttgart
: Franckh
- Autor: Fischer, R., Baß, J., Seytter, Wilhelm, Manzek, O.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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Eisenbahnen und Telegraphen schon Eingang gefunden. Das Beispiel Japans
hat auch die Chinesen etwas aus ihrer Selbstzufriedenheit aufgerüttelt. Da
die Europäer dieses dichtbevölkerte Land als Obsatzgebiet für ihre Maren wollten,
erzwangen sie sich den Zugang nach China und das Recht des Handels, heute
sind nun schon mehrere Häfen für Europas Kaufleute geöffnet. Im Innern
des Reiches jedoch ist die Feindschaft gegen die Fremden immer noch groß, und
nur an der Küste spielt sich der Warenaustausch bis jetzt ab.
Gebräuche. Zäh hängt der Chinese an seinen alten Bräuchen. Er bedeckt
das Haupt beim Grüßen, dem Gast wird der Ehrenplatz links vom Hausherrn
angewiesen, die Trauerfarbe ist weiß. Der Chinese ißt an Stelle des Brotes
seinen Reis und trinkt nur Tee. Statt der Gabel benützt er Stäbchen
aus Bambus oder Elfenbein. Das verderbliche, nervenzerrüttende Bauchen von
Opium, dem verdickten Milchsaft der Mohnpflanze, mit dessen vertrieb
von Indien nach China die Engländer großen Profit machten, ist jetzt
verboten.
Religion. Das niedere Volk betet zu Buddha, dessen Zerrbilder in
den Tempeln aufgestellt sind, ist aber tief in Oberglauben verstrickt. Durch
Verbeugungen, Räucherungen, Verbrennung von Gebetszetteln und dergleichen
mehr wird der Götzendienst abgemacht,- die Befolgung von Buddhas menschen-
freundlichen Lehren macht dem Chinesen wenig Zorge. — Die vornehmen
folgen den Onweisungen des weisen Konfuzius, der die Onbetung des
Himmels und der verstorbenen (den Ohnendienst) lehrte. Zeine Hauptsittengebote
sind: Erkenne dich selbst! und: Beuge dich unter das Schicksal!
Das Christentum findet schwer Eingang, doch gibt es nun etwa
l Mill. Christen in China.
Regierungssorm. Der Kaiser nennt sich ,,5 o h n des hi m m e l s", sein
Land „dar Land der Mitte". Er genießt göttliche Verehrung. Die Residenz
ist Peking, wo die kaiserlichen Paläste und Gürten von einer besonderen Mauer
umschlossen sind und bei Todesstrafe von niemand betreten werden dürfen. Um
den Ockerbau zu ehren, pflügt der Kaiser alljährlich mit silbernem Pflug ein
Feld in seinem Garten und besät es selbst mit Reis, Weizen, Gerste, Hirse
und Bohnen. — Die Beamten heißen wir Europäer Mandarinen. Nur
durch viele Prüfungen steigen diese von würde zu würde.
Die Städte. China hat viele Millionenstädte.
Im Norden liegt die Hauptstadt Peking mit der Hafenstadt Tientsin.
Om I a n g t s e k i a n g ist Nanking mit der Hafenstadt Schanghai.
Im Süden, nahe dem Z i K i a n g , liegt Ranton, am Meere die britische
Insel Hongkong mit der Stadt Viktoria, dem wichtigsten Handelshafen für den
europäischen verkehr Chinas.
B Die Nebenländer Chinas.
Die Mandschurei, ein Tiefland südlich vom Amur, hat fruchtbares Ocker-
land, gute Weiden und reiche Wälder. Durch dieses chinesische Gebiet
läuft ein Strang der sibirischen Bahn nach dem russischen Hafen Wladi-
wostok. Die Russen, welche die Mandschurei zur Obrundung ihres Gebietes möch-
ten, und die Japaner, die dieses Rornland notwendig brauchen konnten, auch schon