1909 -
Stuttgart
: Franckh
- Autor: Fischer, R., Baß, J., Seytter, Wilhelm, Manzek, O.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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die sich in Strömen, alles vernichtend, bergabwärts einen weg sucht, und die
Gegend wird meilenweit mit kleinen Steinchen und vulkanischer Asche überschüttet
Kalkstein, aus Kalkerde und Kohlensäure bestehend, wird als Pflaster-
und Baustein verwendet. (Siehe auch 5. 66.) Zur Zementbereitung nimmt
man Kalksteine, die 10— 12 °/o Ton und Kieselsäure enthalten, bzw. man
mischt diese Stosse bei. Zement wird im Wasser steinhart, Mit Wasser,
grobem Sand oder Kies vermischt, gibt er den Beton, der heutzutage in allen
Gebieten des Bauwesens die ausgedehnteste Verwendung findet.
Sandstein besteht aus Kieselkörnchen oder Sand, die durch Ton, Kalk
oder Kieselerde aneinander gekittet sind. Tr kommt in den verschie-
densten härten, Körnungen und Farben vor und wird zu Bau-, Schleif- und
Mühlsteinen, venkmalssockeln und dgl. verarbeitet.
Sand und Gerölle. Die durch witterungseinslüsse und die Tätigkeit des
Wassers von den Felsen losgelösten und vielfach im Flußsauf mit fortgeschobenen
Stücke heißen wir im gröberen Zustand Geröll, in fein zerriebenem Sand.
Nagelfluh. Sn ihr sind Geröllstücke von der Natur durch Binde-
mittel (Kieselsäure, Kalk, Ton) zu einem festen Stein verbunden.
Humus ist die aus mineralischen und sich zersetzenden organischen
Stoffen bestehende fruchtbare Ackererde. Sn ihr sind die zum Aufbau des
Pflanzenkörpers nötigen Nährsalze enthalten und werden, in Wasser aufgelöst,
von den Pflanzen aufgenommen. Nufgabe einer zweckmäßigen Düngung ist
es, die verbrauchten Salze zu ergänzen, bzw., wo der natürliche Boden einige von
ihnen überhaupt nicht enthält, ihm solche zuzuführen.
Erdgeschichte.
A. In der Gegenwart zu beobachtende Veränderungen der Erdoberfläche.
Seit ewigen Zeiten unverändert erscheint uns das liebliche Landschaftsbild
unserer Heimat mit seiner abwechslungsreichen Höhengliederung, seinen wuchtigen
Gebirgsstöcken oder lieblichen, waldbekränzten Hügeln und fruchtbaren Ebenen,-
für ebenso gleichbleibend halten wir auch das weitverzweigte Adernetz von Bächen,
Flüssen und Strömen, die mit ihren mancherlei Kinnsalen das Wasser des ganzen
Gebietes ableiten und bald in reißendem, bald in sanftem Lauf ihre reizvollen
Täler durchziehen. Dennoch sind täglich und stündlich Kräfte am Werke,
die z e r st ö r e n d und wiederaufbauend unausgesetzt an der Veränderung
des Landschaftsbildes arbeiten, ganz abgesehen von den gewaltsamen Eingriffen,
die von Menschenhand durch Anlegung von Steinbrüchen, Lehm- und Sand-
gruben, van Eisenbahnen und Kunststraßen hervorgerufen werden.
vor allem sind es die w i t t e r u n g s e i n f l ü s s e, die durch Kegen
und Schnee, Hitze und Frost, wind und Sturm auf die Erdoberfläche verändernd
einwirken. Man beobachte nur das Gelände nach einem anhaltenden, ausgiebigen
Kegen! Selbst auf der festgewalzten Landstraße bemerken wir leicht wahrnehm-
bare Vertiefungen, welche durch das Kegenwasser gegraben wurden — die Anfänge
von Talbildungen, wie aber sehen erst steile Böschungen aus! Überall hat das
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