Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Deutsches Realienbuch - S. 495

1909 - Stuttgart : Franckh
495 gebirge, der Gneis. Durch die weitere Abkühlung und die dadurch hervor- gerufene Zusammenziehung tram es zu vielfachen Schrumpfungen und Brüchen dieses Mantels, mächtige Schollen schoben sich übereinander, ungeheure Gebirge bildend. Dazu durchbrach der feuerflüssige Rern an vielen Stellen die Gneis- decke zu einer Zeit, als diese schon überdeckt war von anderen Gebirgsschichten, welche jene feuerflüssigen Massen nicht mehr durchbrechen konnten. Oie empor- gepreßte Masse erstarrte unter anderen Verhältnissen als der Gneis, so bildete sich der Granit. Oie Hauptbestandteile beider Gesteine sind Ouarz, Feldspat und Glimmer, doch zeigen diese beim Gneis eine mehr gleichartige Lagerung namentlich der Glimmerplättchen, so daß dieser ein schieferiges Aussehen be- kommt, während beim Granit diese drei Bestandteile in wirrem, regellosem Gemengsel durcheinander liegen und dem Gestein ein völlig gleichmäßiges Gefüge geben (Massengesteine). Eine weitere Folge der Bildung einer starren Erdrinde war die all- mähliche Obkühlung der Otmosphäre. Vie Bestandteile des Wassers konnten sich verdichten und als heißer Regen niedergehen. Freilich werden diese ersten Regengüsse die Erdoberfläche kaum erreicht haben, sondern schon in deren Nähe von der ihnen entgegenströmenden Hitze in Vamps verwandelt worden sein. Ober mit jeder Wiederholung eines derartigen Vorgangs wurde Wärme verbraucht, der Regen gelangte endlich zur Erde, füllte Senkungen und Täler auf ihr aus, es bildete sich ein Meer heißen Wassers — das Urmeer. Das Wasser dieses Meeres muß allein schon wegen seiner hohen Temperatur- stark auflösend aus die vorhandenen Gesteine gewirkt haben,- indem es auch in deren Ritzen und Spalten eindrang, verursachte es ihre Zertrümmerung und Lockerung und schwemmte die abgelösten Massen mit sich fort, um sie an anderen Plätzen wiederum zu mächtigen Lagern anzuhäufen. Feuer und Wasser sind also die hauptsächlichsten Kräfte, die die Entstehung und Bildung der Gebirge bewirkten. Oußer Granit und Gneis gehören zu den urzeitlichen Gesteinen der Ur- schiefer, der als die erste Wasserablagerung angesehen wird, ferner Por- phyr, Grünstein, Glimmerschiefer und Einlagerungen von Urkalk, Graphit und Dolomit. Die Urgesteine bilden den Grundstock großer Gebirge und lagern teilweise in einer Mächtigkeit bis zu 30 000 m. Sie sind sehr reich an Erzen (Gold, Silber, Platin, Eisen-, Blei-, Zink- und Rupfererzen). Ruch findet man in ihnen fast sämtliche Edel- und Halbedelsteine. Die Urgesteine sind ohne tierische Ein- lagerungen. Das Urgebirge tritt in Deutschland im harz, Thüringer Wald, Odenwald und Schwarzwald, im Bayrischen Wald und im Böhmerwald zutage, ferner im Erzgebirge, das vorzugsweise aus Gneis besteht, und im Westerwald. Der Tharakter der Urgebirgslandschaften ist verschieden, je nachdem sie aus Gneis oder aus Granit gebildet sind. Der leicht verwitterbare Gneis bildet weiche, runde Ruppen mit sanften Gehängen, die teils mit saftigen Matten, teils mit üppigem Tannenwald bedeckt sind. Der schwer verwitterbare Granit aber verleiht, wo er zutage tritt, der Gegend durch schroffe, kühne Fels- massen mit wilden Zacken und jähen Obstürzen wunderbare landschaftliche Reize.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer