1876 -
Berlin
: Wohlgemuth
- Autor: Wirth, Gustav, Theel, F. W.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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lixi1 ^as erschrockene Weib zu. Blaß wie der Tod legte die
¿Mutter ihre Hände über das Kind, und mit der Stimme der
ei v^rzweiflung betete sie den achten Vers aus dem Liede:
ef,Nlln ruhen alle Wälder“:
„Breit aus die Flügel beide,
o Jesu, meine Freude,
und nimm dein Küchlein ein;
will Satan mich verschlingen,
so laß die Englein singen:
Dies Kind soll unverletzet sein!“
senkte plötzlich der wilde Soldat die Todeswaffe, trat
tulfj11’ Wiege und legte seine rauhe Hand sanft auf des Kindes
j:aüpt. Seine Lippen bewegten sich wie zum Gebete, und
Ucke Thränentropfen fielen über sein bärtiges Angesicht.
Li ailt1 reichte er der Mutter die Hand und ging schweigend
*avon. Als aber die Frau nach einiger Zeit von den Knieen
slca erhob und durch das kleine Fenster hinaus sah, siehe,
?n v ,s^and der Franzose, das Gewehr im Arme, unter einem
[n(/rnbaume, der Hausthüre gegenüber, als stünde er da Wache,
hg > Schimpf und Schaden von dem Hause fern zu halten.
-a^rst als der ganze Soldatentrupp mit Beute beladen abzog,
ai^rließ er seinen Posten mit einem größeren Schatz im
;i;(lerzen als seine Kameraden in ihren Säcken.
ii Vaterl. Lesebuch.
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A 28, Augustinus.
teil Augustinus, eine Säule der christlichen Kirche im fünften
Ai^M'hundert, ivurde zu Tagaste, nickt weit von Karthago, geboren.
ttcetn ^ater war ein Heide, seine Mutter Monika aber eine treue,
-1)t o^nme Christin. In Augustinus entwickelten sich herrliche Gaben
du!* Geistes, und er bildete dieselben auch aufs sorgfältigste aus;
ite! ^urde aber einzig und allein vom Ehrgeiz und von der Sucht
.ßi ^ glänzen getrieben und vergab darüber die Besserung und Ber-
re ^ung seines Herzens ganz und gar. Im Umgänge mit stolzen,
zc fahrenden und leichtsinnigen Menschen sank er immer tiefer in
l'bl p de und Laster; seine fromme Mutter Monika konnte nur wei-
^va) ' warnen und für ihn beten. Als ihr der Kummer um den ver-
r > Sohn das Herz brechen wollte, schüttete sie es vor dem
at ihrer Vaterstadt aus. Der sprach das tröstende Wort:
r gehe nur hin und fahre fort zu beten. Dieser Sohn der
tr< ^änen wird nicht verloren gehen!" Er hatte wahr gesprochen,
u ^ustinus hatte sich nämlich von seiner bekümmerten Mutter wider
lw' " Willen entfernt, war nach Rom gegangen, hatte dort ver-
vens mehr Ruhm und Einkünfte gesucht und sich endlich nach