1876 -
Berlin
: Wohlgemuth
- Autor: Wirth, Gustav, Theel, F. W.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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201. Die Frösche.
Die hübschen Wasserfrösche in grüner Jägertracht
Jmu die marmorirten braunen Grasfrösche mit ihren
Mögen Beinen und schönen, freundlichen, goldeingefaßten
Augen, mit ihren stumpfen, breitmäuligen Gesichtern, die
?" von so überraschender und komischer Menschenähnlich-
st sind, finden sich durch ganz Deutschland in Menge,
•lene lieben es, im Sonnenschein am warmen Ufer des Sees,
Reiches oder Flusses zu sitzen und unbeweglich von Licht
und Wärme sich durchströmen zu lassen. Verräth sich
über ihrem leise hörenden Ohre der Tritt eines Menschen
oder Thieres, so setzen sie in klafterlangem Bogensprung
inunipend ins Wasser, fliehen in scharfen Ruderstößen
Pfeilschnell der Mitte des Gewässers zu, tauchen unter,
bucken wieder heraus und verstecken sich drolligplump in
schlämm und Röhricht. Gegen den Juli hin erfüllen sie
aie ganze Gegend von Abend bis Mitternacht mit ihrem
Uainenlosen und zum Verzweifeln beharrlichen Gesang, der
gewöhnlich von einem grobstimmigen Vorsänger eingeleitet
jfed dann in langen Chören und schmetternden Tutsis
^antwortet und fortgesetzt wird. Doch hat dieses Concert
Mclits Unheimliches oder Abschreckendes, sondern in seinem
Mehrfachen Wechsel vielmehr etwas Behagliches, indem es
Mellt selten ganz gelächterartig klingt; nur die Ausdauer
jst erschrecklich. Dabei geben die hundert und aber
Mindert Stimmen einen Begriff von der Anzahl dieser
mmsclie, wobei nicht vergessen werden darf, daß die
‘Minimen nur den Männerchor bilden, die Weibchen aber
Muht singen, sondern bloß schnurren.
Sobald die Frühlingssonne kräftiger auftritt, kommen
?fe Frösche aus ihren Winterquartieren an die Wärme.
fmnn und vorher schon wird ihnen aber häufig nachgestellt,
besonders des Nachts mit Licht. Man fängt sie massenweise,
'fehneidet ihnen die feinschmeckenden Keulen ab und läßt
Mm die armen Thiere barbarischer Weise halb lebendig
ualiegen, bis ein langsamer Tod sie erlöst. Dabei sind die
Veute oft noch so dumm zu glauben, die Schenkel wüchsen
Mn jämmerlich gequälten Wesen wieder nach. Aber so
Massenhaft die Thierchen vertilgt werden, so massenhaft
feimehren sie sich auch wieder. Das Weibchen befestigt
'feu Laich, der gegen tausend kleine, gelblichschwarze Eier
vjmhält, gewöhnlich in Schnüren an Schafthalme oder andre
Wasserpflanzen. An der Sonnenwärme fangen die Eilein
11 zu schwellen, werden so groß wie Erbsen und am