1876 -
Berlin
: Wohlgemuth
- Autor: Wirth, Gustav, Theel, F. W.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
die Luft erfüllt ist von Staub und Pulverdampf, und da der
Kampf in ein wildes Durcheinander ausgeartet ist, geschieht
es, daß sie unter feindliche Reiterschwärme gerathen. Ein
kaiserlicher Offizier schießt sein Pistol auf den König ab;
die Kugel dringt diesem in das Rückgrat ein. „Bruder,“ sagt
nun der König zu seinem Begleiter, „ich habe genug, suche
du dein Leben zu retten!“ Der Herzog verläßt den König’»
der wenige Augenblicke darauf vom Pferde sinkt, dabei
aber mit einem Fuße im Steigbügel hängen bleibt. Das
Pferd wird scheu und schleift den König ein Stück auf dein
Boden entlang. Der Edelknabe jagt ihm nach, springt, als
der König am Boden liegen bleibt, vom Pferde und bietet
es ihm an. Indem der König vergebens Versuche macht-
sich aufzurichten, sprengen kaiserliche Reiter herbei, die?
ohne den Verwundeten zu kennen, ihre Pistolen auf ihn
abfeuern. Eine Kugel dringt ihm durch die Schläfe — ey
ist nicht mehr.
Dem heldenmüthigen Bernhard von Weimar war es
eben gelungen, die Gefahr, in die der linke Flügel gerathen
war, zu beschwören, da jagt mit fliegender Mähne und aufge-
rissenen Nüstern das blutige Pferd des Königs daher.
„Der König ist todt! dieser Ruf, der durch die Reihen
geht, macht die Herzen erstarren. Was nun thun? Einzelne
werden von Zagen ergriffen; man hört einige Offiziere sagen»
daß, da ohne das Haupt auf den Sieg nicht zu hoffen, es
gerathen sei, an einen geordneten Rückzug zu denken-
Da ruft der heldenmüthige Bernhard von Weimar: „Soldaten?
unser Hort ist todt! Für mich hat das Leben keinen Werth
mehr, wenn ich seinen Fall nicht rächen soll. Auf den
Feind! Wer den König liebt, beweise seine Liebe jetzt durch
die That!“ Dies Wort, von einem Bernhard gesprochen?
entflammt aufs neue die Herzen. „Rächet den König!“ da?
ist der Gegenruf, der sich nun mächtig erhebt. Der Kamp*
wird nun mit verdoppeltem Eifer fortgesetzt. Bereits befindet
sich ein Heertheil der Kaiserlichen in wilder Flucht, da
kommt Pappenheim, dem Eilboten nachgesandt worden waren?
mit seinen Geschwadern daher und wirft sich dem vor
dringenden Feinde entgegen. Von zwei Kugeln durchbohrt»
sinkt Pappenheim sterbend vom Rosse, darnach werden
seine Kürassiere trotz der tapfersten Gegenwehr zusammen'
gehauen. Wallenstein, der im dichtesten Kugelregen mit
kalter Entschlossenheit die Schlacht geleitet hat, sieht seine
besten Truppen fliehen; endlich muß auch er auf Rettung
denken. Dem siegreichen evangelischen Heere fallen sämmt-
liche Kanonen der Kaiserlichen in die Hände. In der Nacht