1876 -
Berlin
: Wohlgemuth
- Autor: Wirth, Gustav, Theel, F. W.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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bei Fackelschein gelingt es den Kriegern, die Leiche des
^liebten Königs zu finden.
Es läßt sich ermessen, welch einen Schmerz die Kunde
^n dem Tode des Heldenkönigs in dem protestantischen
Deutschland und in Schweden hervorbrachte. Der Verlust,
den die evangelische Welt erlitten hatte, erschien im Hinblick
Juf die augenblickliche Lage unersetzlich zu sein. Aus dem
herben Schmerze stieg aber später der Trost empor: Gustav
Wdolf gehört denjenigen Männern an, die auch im Tode noch
Reiter wirken inmitten derer, für die sie sich opferten.
Wahrlich als leuchtendes Vorbild für Kämpfer, die lautere
^iele verfolgen, gehört er allen Zeiten an. Niemand wird
°hne Segen das Leben Gustav Adolfs betrachten, denn auch
von ihm kann gesagt werden:,,Von seinem Grabe her stärkt
jjns der Anhauch seiner Kraft und erregt in uns den leb-
haftesten Drang, das, was er begonnen, mit Eifer und Liebe
*°rt und immer wieder fortzusetzen. Ferd. Schmidt.
328. Die Jugendzeit des großen Kurfürsten.
Am 16. Februar des Jahres 1620 war Friedrich Wilhelm im
Schlosse zu Kölln an der Spree geboren.
Bis zu seinem fünften Lebensjahre hatte der Kurprinz an seiner
Mutter eine liebevolle Pflegerin und Erzieherin. Dann ward ihm zunächst
lx} dem ehemaligen Hofmeister seines Vaters, Johannes von der Borch,
Erzieher gegeben. Je dunkler Gegenwart und Zukunft aussahen, um
h Mehr wünschten die Eltern dem fürstlichen Sohne eine für Leib und
^eist tüchtige Erziehung zukommen zu lassen. Aber der Berliner Hof
^ur in jener unruhigen Zeit nicht ein Ort, an dem das Werk der Er-
dung eines Prinzen mit Segen hätte betrieben werden können. Deswegen
Jährte' der Prinz mit seiner Schwester nach Küstrin gesandt. Doch auch die
i ?Ulgegend Küstrins war bald genug und vielfad) von Dänen und Kaiserlichen
Mmruhigt, zunächst bei Gelegenheit der Verfolgung der Dänen durch
Gallenstein, der um jene Zeit den Zug nach Stralsund unternahm.
Zn seinen! nennten Geburtstage' empfing der Kurprinz von seiner
Mutter ein Armband mit folgender Inschrift: „Dieses gebe ich dir zur
Versicherung meiner herzlichen Liebe und zu einer Erinnerung, meiner
streuen Ermahnung nicht zu vergessen, Gott und die Unterthanen über
^es zu lieben, aller Tugenden dich zu befleißigen, die Laster aber ernstlich
to hassen, so wird Gottes Beistand deinen Stuhl befestigen und aller
Etliche und ewige Segen dir folgen."
... Wie sorgsam der Hofmeister daraus Bedacht nahm, den Kurprinzen
h'r seine künftige Stellung nach allen Seiten hin vorzubereiten, geht n. a.
aus dem Umstande hervor, daß unter die kleine Zahl der Pagen des
Kurprinzen einige Söhne polnischer Edelleute aufgenommen wurden. Von
Men lernte der Kurprinz früh schon den Gebrauch der polnischen Sprache,
Elches ihm später sehr zu statten kam.
Auch an körperlichen Uebungen mancher Art fehlte es nicht, unter
Oberin betrieb der Kurprinz früh lchon das Waidwerk mit großem Eifer.