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1. Deutsches Lesebuch für einfache Schulverhältnisse - S. 374

1876 - Berlin : Wohlgemuth
374 kielten es für dumpfe Verzweiflung, in der man selbst auf alle Vertheidigung Verzicht leistet. Diese aufs höchste gespannte Erwartung war nicht wenig Ursache ihres so geringen Widerstandes und ihres panischen Schreckens. Der General Seidlitz nämlich kam mit der preußischen Reiterei auf einmal hinter einem Hügel hervor und stürzte wie ein Donnerwetter mit künstlichen Wendungen auf den hoffnungstrunkenen Feind los. Was nie auf einem Schlachtfelde erhört war, geschah hier; die leichtbewaffneten Husaren mit ihren behenden Pferden waren verwegen genug, die schwere französische Reiterei trotz ihrer kolossalen Roffe anzufallen. Sie wurden über den Haufen geworfen. Soubise ließ die Nachhut vorrücken; allein kaum zeigte sie sich, so wurde sie auch aus dem Felde geschlagen- In eben dieser Zeit rückte das vorher so ruhige preußische Fußvolk plötzlich in Schlachtordnung an und empfing die Franzosen mit einem entsetzlichen Kanonendonner. Hierauf folgte ein regelmäßiges Gewehrfeuer wie bei Musterungen. Das französische Fußvolk sah sich nun von seiner Reiterei verlassen, seine Kolonnen wurden mit leichter Mühe auseinander gesprengt und nichts blieb übrig als eine allgemeine Flucht. Die Franzosen sowohl als die Neichsvölker warfen‘ ihre Gewehre weg, um sich desto geschwinder retten zu können, nur einige Schweizerregimenter fochten noch eine Zeit laug und waren die letzten auf dem Schlachtfelde. Der Sieg war w geschwind entschieden worden, daß selbst die Ueberwundenen nicht einmal auf die Ehre eines starken Widerstandes Anspruch machten, sondern sich mit ihrem panischen Schrecken entschuldigten; dabei unterließen die Franzosen jedoch nicht, den Reichstruppen alle Schuld beizumeffen. Die Beute der Preußen war sehr groß. Unter anderem sielen eine Menge Ludwigskreuze den preußischen Husaren in die Hände, die sich damit putzten. Es wurden 72 Kanonen und 22 Fahnen erobert und 6220 Gefangene gemacht. Die vereinigten Armeen hatten 3560 Todte und Verwundete, die Preußen nur 300; unter den Verwundeten befand sich auch Prinz Heinrich von Preußen und der General Seidlitz. Ein so wohlfeiler und doch dabei 1ü vollkommener Sieg gegen ein kriegerisches Volk ist in der neueren Geschichte ohne Beispiel. Die Kürze des Tages in dieser Jahreszelt rettete das fliehende Heer vom gänzlichen Untergange; denn es war kein Rückzug, sondern eine Flucht in der möglichsten Verwirrung- Die Geschlagenen verschwanden in Sachsen und den angrenzenden Ländern spurlos; sie zerstörten alle Brücken, um nicht verfolgt Zn werden, und zerstreuten sich dabei so außerordentlich, daß viele Haufen von ihnen nicht eher als am Rheine Halt machten; denn immer glaubten sie den König hinter sich zu haben. : Alle deutschen Völkerschaften, große und kleine, ohne Rücksicht auf Partei und eigenen Vortheil/freuten sich dieses Sieges über
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