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1. Deutsches Lesebuch für ein- und zweiklassige Schulen - S. 547

1908 - Halle a.S. : Schroedel
547 und Enadental bei Thale. Beinahe 500 Blöde und Epileptische werden in den 4 Anstaltsgebäuden verpflegt. 3. Die Eltern des armen Karl hatten das Elisabethstift bald gefunden. Der Hausvater empfing die Eintretenden freundlich und zeigte ihnen die Räume der Anstalt. „Hier kommen wir in die Schulstuben," sagte er. „Haben denn die Kinder auch Schule?" fragte die Mutter. „Ja," erwiderte der Hausvater, „einige lernen noch ganz gut schreiben und lesen; am schwersten wird ihnen das Rechnen, aber biblische Geschichte und Gesang ist ihre größte Freude. Run will ich Ihnen einmal zeigen, womit unsre Pfleglinge beschäf- tigt werden." In der Hausküche und in der Waschküche, im Garten und in den Handwerksstätten der Anstalt, überall waren sie an der Arbeit, und man merkte ihnen ordentlich die Freude darüber an, daß sie sich doch auch noch ein wenig nützlich machen konnten in der Welt. Hier trugen einige Wasser, dort hackten andre Holz, etwa 20 saßen an langen Tischen und verlasen Bohnen; einige halfen in der Schneiderei und Tischlerei, andre waren in der Bürstenbinderei und Rohrflechterei beschäftigt, und fast alle machten einen fröhlichen Eindruck. Als Karls Eltern das sahen, wurden sie froh. „Da muß aber viel Geduld zu gehören," sagte der Vater, „ehe den Pfleglingen das alles beigebracht werden kann". „Da haben Sie recht," sagte der Hausvater, „das kostet sehr viel Mühe; doch noch schwieriger ist es, mit den Pfleglingen umzugehen, die gar nichts mehr lernen und gar nicht mehr beschäftigt werden können. Ich will Sie noch in das Asyl führen, wo diese Armen sich aufhalten." Sie gingen einige Schritte über den Hof und traten in einen großen Saal. „Dies ist der Saal, wo wir uns zu den Mahlzeiten versammeln und die Morgen- und Abendandachten halten," erklärte der Hausvater. „Hier nebenan sind die Asylstuben." Da saßen nun die ganz Hilflosen, manche von ihnen waren lahm und verkrüppelt; für sie schien die Welt nicht mehr da zu sein. Sie antworteten auf keine Frage, sie blickten starr vor sich hin. Einige von ihnen mußten gefüttert und abgewartet werden wie die kleinen Kinder. „Gott sei Dank," sagte die Mutier, „daß unser Karl noch nicht so elend ist". „Rein," er- widerte der Hausvater, „der wird noch etwas lernen können". „Aber, wo bekommen Sie denn die Pfleger her für diesen schweren Dienst?" „Wir haben freie Pfleger und Brüder, in den Anstalten für weib- liche Kranke tun Schwestern den Dienst." „Was eine Schwester ist, das weiß ich; aber was sind eigent- lich die Brüder, woher kommen sie?" „Run, ich bin selbst solch ein Bruder," erwiderte der Hausvater, „und wenn es Ihnen Freude macht, lasse ich Sie durch einen unsrer jüngern Brüder nach dem 35*
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