1879 -
Leipzig
: Ed. Peters Verl.
- Autor: Lettau, H.
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
1s57.
1861
d. 2. Jun.
1797
d. 22. März
1829.
1861
d. 18 Oct.
1864.
1864
d. 2. Febr.
1864
d. 18. Apr.
d. 29. Jun.
1864
d. 30. Oct.
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»erjagten ihren König Ludwig Philipp und wählten später (1852) Louis Napoleon
einen Neffen Napoleon I., zu ihrem Kaiser. Da brachen auch Unruhen in Deutschland
ans, so in Baden, Würtemberg, Nassau, Darmstadt und Oesterreich. Unser König
wollte aller Unruhe in seinem Lande vorbeugen, deshalb versprach er ein neues Reichs-
grnndgesetz (Constitution) zu geben, welches alle vom Volke ausgesprochenen Wünsche
erfüllen sollte. Aber der Aufruhr brach doch ans und verbreitete sich durch das ganze
Land. Viele vergaßen damals das Wort: „Jedermann sei Unterthan der Obrig-
feit, die Gewalt über ihn hat; denn es ist keine Obrigkeit, ohne von
Gott!" Der König gab selbst ein neues Reichsgrnndgesetz. Die „Abgeordneten-
häuser", die alle Jahre nach Berlin berufen-werden, sollen an diesem Gesetz Aen-
derungen und Besserungen vornehmen. Nach und nach kam wieder Ruhe in's Land.
Im Jahre 1849 fielen die Hohenzollernschen Lande durch Vertrag an Preußen,
und 1853 kaufte der König einen Landstrich am Jahdebusen, dagegen verzichtete er
auf Neuenburg. Er unterstützte die Schleswig-Holsteiner in ihrem Kampfe
gegen Dänemark (1848 n. 49), mußte aber, durch die andern Großmächte bedroht,
seine Schützlinge den Dänen überlassen. Der König legte den Grund zur deutschen
und preußischen Kriegsflotte. 4. Krankheit und Tod. Im Sommer 1857 wurde
der König krank. Am 23. October 1857 übertrug er seinem Bruder, dem Prinzen
v. Preußen, die Stellvertretung und 1858 die Negierung ganz. Er nahm seinen
Wohnsitz im Schlosse Sanssouci. Seine Leiden nahmen immer mehr zu, und in der
Nacht zum 2. Januar 1861 entschlief er.
§ 22. Wilhelm, v. 1861 bis jetzt. ,»Welch eine Wendung durch Gottes
Führung!" 1. Jugendzeit. Negieruugsautritt. König Wilhelm ist am 22. März
.1797 als zweiter Sohn Friedr. W. Iii. und seiner Gemahlin Louise geboren. Unter
dem segensvollen Einflüsse seiner Mutter wuchs er in trüben Zeiten zu einem ernsten
Jünglinge heran. Er vermählte sich 1829 mit der geistreichen Prinzessin Augusta
v. Sachsen-Weimar und widmete sich besonders militairischen Studien. Ihm ver-
dankt Preußen die vorzügliche Ausbildung seines Heeres, das große Siege erfochten
hat. Am 18. October 1861 krönte er sich zu Königsberg.
2. Der dänische Krieg 1864. Im Jahre 1863 war Christian Ix. König von
Dänemark geworden. Der wollte die deutschen Herzogthümer Schleswig-Holstein und
Lauenburg ganz dänisch machen. König Wilhelm, der gesagt hatte, mit seinem Willen
solle kein Fuß breit deutscher Erde vom Vaterlande weggerissen werden, verband
sich, um dies zu verhindern, mit Oesterreich gegen Dänemark. Am 2. Februar 1864
wurden die Dänen bei Missnnde angegriffen. Am 3. Februar ging Prinz Frie-
drich Karl bei Arnis über die Schl'ey, und die Dänen mußten die Danewerke
räumen. Sie flohen theils in die Düppler Schanzen, theils in die Festung Frie-
dericia. Die Preußen belagerten die erstem und erstürmten sie am 18. April
(Klinke. — Anker), fuhren dann auf Kähnen in der Nacht vom 28—29. Juni 1864
über den Alsener Sund und eroberten Alsen. Nun räumten die Dänen auch Frie-
dericia, und ganz Jütland wurde besetzt. Dänemark mußte am 30. October 1864
zu Wien Frieden schließen und Schleswig-Holstein und Lauenburg an Preußen und
Oesterreich abtreten, die diese Länder anfänglich gemeinschaftlich verwalteten. Später
zahlte Preußen an Oesterreich für Lauenburg 272 Mill. Thaler und nahm Schleswig,
Oesterreich dagegen Holstein.
3. Der „siebentägige" deutsche Krieg 1866. Oesterreich zeigte sich feindlich
gegen Preußen, wollte es mit Waffengewalt demüthigen und seine alte Oberherrschaft
wieder aufrichten. Es fing an zu rüsten. Unser König wollte gerne Frieden behalten.
Theils durch seine treuen Minister, theils persönlich suchte er ihn zu vermitteln, jedoch
vergebens. Der König sagte zu Prinz Friedr. Karl: Ich kann's bezeugen vor
Gott, gebeten habe ich den Kaiser, gebeten, wie man nur bitten kann.
Ich will ja selbst nichts haben. Ich will Alles zugestehen, was sich mit
Preußens Ehre vertragen kann. Aber er will den Krieg. Es soll wieder
so sein, wie vor dem siebenjährigen Kriege, und das geht doch nicht. —
Oesterreich forderte die Bundesstaaten zur Kriegsbereitschaft gegen Preußen auf, und
Preußen erklärte hierauf den Bund für ausgelöst. Mit Oesterreich hatten sich außer
Süddeutschland auch Hannover, Sachsen, Kurhessen, Nassau, Hessen-Darmstadt, Mei-
ningen, Neuß-Greiz und Frankfurt a. M., mit Preußen die andern kleinen nord-
deutschen Staaten, außerdem Italien verbunden. — Am 18. Juni erließ der König
einen Aufruf an sein Volk, worin er sagte: Das Vaterland^ist in Gefahr!
Wir müssen in einen Kampf auf Leben und Tod gehen. Flehen wir den
Lenker der Schlachten an, daß er unsere Waffen segne. Gott mit uns!