1879 -
Leipzig
: Ed. Peters Verl.
- Autor: Lettau, H.
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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Sachsen, Kurhessen und Hannover wurden schnell von preußischen Truppen besetzt.
Die hannoversche Armee wurde am 27. Juni im Gefecht bei Langensalza durch
den preußischen General v. Flies festgehalten, am 28. umzingelt und mußte sich
ergeben. Drei preußische Heerhaufen (unter dem Kronprinzen Friedr. Wilh., dem
Prinzen Friedrich Karl, dem General Herwarth v. Bittenfeld) sollten in Böhmen
eindringen, ein vierter unter dem General Vogel v. Falkenstein gegen die Süd-
deutschen kämpfen. Schon am 23. Juni waren Friedr. Karl und Herwarth v. B.
in Böhmen eingedrungen. Am 26. wurden die Oesterreicher bei Trauten au und
Podol, dann bei Nachod, Münchengrätz, Gitschin geschlagen. Sie zogen nun
alle ihre Streitkräfte unter Benedeck bei Königgrätz (Sadowa) zusammen, und hier
kam es am 3. Juli 1866 zur Entscheidungsschlacht, in der die Oesterreicher nach
des Kronprinzen Ankunft entscheidend geschlagen wurden. Sie verloren 40000 Mann,
darunter 21000 Todte, 174 Geschütze, 11 Fahnen; die Preußen 10000 Mann. (Zünd-
nadelgewehr.) Nach den Gefechten bei Tobitschau und Blumenau bat Oesterreich
um Frieden, der d. 23. August 1866 zu Prag abgeschlossen wurde. Oesterreichs
Bundesarmee war ebenfalls in vielen Gefechten (bei Kissin g en, Asch aff enb u rg,
Hünfeld rc.) geschlagen worden, und auch die süddeutschen Staaten schlossen Frieden,
mußten jedoch bedeutende Kriegsentschädigung zahlen. Hannover, Kurhessen, Nassau,
Schleswig-Holstein, sowie kleinere Theile von Baiern und Hessen-Darmstadt wurden
mit Preußen vereinigt. Die Staaten Norddeutschlands traten zum norddeutschen
Bunde zusammen, und mit den Süddeutschen wurde ein Schutz- und Trutzbllndniß
abgeschlossen. Oesterreich mußte ganz aus dem deutschen Bunde treten und Kriegs-
kosten zahlen. — So stand endlich Deutschland wieder groß und mächtig da.
8 23. Der „siebcnmonatli.kse" deutsch-französische Krieg, v. 1870—71. 1. Ursache. Die Ursache
war französische Eitelkeit und Raublust. Der Kaiser Napoleon Hl, welcher im Krimkriege,
ö- 1854—56, Rußland, im italienischen Kriege 1859 Oesterreich gedemüthigt hatte, wollte jetzt an
Preußen „Waterloo und Sadowa rächen", einen Theil Deutschlands an Frankreich bringen und sich
und seinem Geschlecht durch den gehofften Sieg über Deutschland den französischen Kaiserthron sichern.
Die Spanier hatten 1870 ihre Königin vertrieben und boten dem Prinzen Leopold v. Hohen-
zollern ihre Krone an, die dieser auch annehmen wollte. Da sandte Napoleon seinen Botschafter
Benedetti nach Ems und ließ unsern König, der sich dort zum Gebrauche einer Badekur aufhielt,
gebieterisch auffordern, er solle dem Prinzen die Annahme der spanischen Königskrone verbieten. Der
König antwortete, daß er dazu kein Recht habe. Prinz Leopold aber leistete, um keine Beranlaffung
zu einem Kriege zu geben, Verzicht auf den spanischen Thron. Doch Napoleon wollte-einen Vor-
wand zum Kriege gegen Preußen haben. Sein Botschafter mußte also unsern König auffordern, Na-
poleon und seine Regierung um Verzeihung zu bitten, weil er dem Prinzen vorher die Annahme
der Krone gestattet habe, und sich schriftlich dazu verpslichten, niemals einzuwilligen, wenn ein
Hohenzoller die spanische Königskrone annehmen wolle. Der König wies diese freche Znmuthung mit
Entrüstung zurück. Da sagte Napoleon: „Frankreichs Ehre ist verletzt!" und erklärte d. 19. Juli
1870 Preußen den Krieg.
2. Der Krieg gegen das französische Kaiserthnm. In 14 Tagen war die ganze
deutsche Armee mobil und stand in drei Heeren an der französischen Grenze. Die
I. Armee unter dem General v. Steinmetz stand bei Trier, die Ii. Armee unter
dem Prinzen Friedrich Karl (dabei die Sachsen unter ihrem Kronprinzen Albert)
bei Mainz, die Iii. Armee unter dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm (nord-
und süddeutsche Truppen) in der Rheinpfalz, die Iv. unter Vogel v. Falken st ein
in Deutschland zum Schutze der deutschen Küsten. Das Obercommando führte unser
König selbst. Chef des Generalstabes war der berühmte General v. Moltke.
Auch die Franzofen wurden von tapfern Generalen: Mac Mahon (Mahong), Ba-
zaine (Basähn) u. A. angeführt. — Napoleon besetzte am 2. August 1870 die preu-
ßische Stadt Saarbrücken. Nun ging die 3. Armee vor und schlug Mac Mahon
am 4. August bei Weißenburg und am 6. August bei Wörth. Mac Mahons
Armee war ganz aufgelöst. — Auch General v. Steinmetz ging am 6. August bei
Saarbrücken über die französische Grenze und schlug den französischen General Fros-
sard (Frossahr) bei Spichern. Nun zogen sich die Franzosen auf der ganzen Linie
zurück, um ihre Macht zu einer Hauptschlacht zu vereinigen. Doch General v. Moltke
machte jetzt, um dies zu verhindern, eins seiner größten Meisterstücke. Der Kronprinz
mußte Mac Mahons geschlagene Armee weit in's Land hinein verfolgen. Steinmetz
hinderte Bazaine's Armee d. 14. August durch die Schlacht bei Courcelles (Churselj)
östlich von Metz am weitern Rückzug nach Westen, während Friedrich Karl Metz um-
ging. Am 16. August suchte Bazcüne bei Mars la Tour (auch Vionville
(Viongwiel) den Durchbruch zu erzwingen, jedoch vergebens. Am 18. August wurde
er durch unsern König in der furchtbaren Entscheidungsschlacht bei Gravelotte
(Grawlott) vollständig geschlagen und der Rest seiner Armee in Metz eingeschlossen.
Die Belagerung von Metz leitete Prinz Friedrich Carl. Die übrigen deutschen Heere
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1866
d. 27. Juv
1866
d. 3. Juli.
1866
d. 23 Aug.
1870—71.
1870
d. 19. Juli.
1870
d. 4. Aug.
1870
d. 6. Aug.
1870
d. 6. Aug.
1870
d. 14. Aug.
1870
d. 16. Aug.
1870
d. 18. Aug.