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1. Allgemeines Realienbuch - S. 20

1910 - Berlin : Schnetter & Lindemeyer
20 oder Femgerichte. Sie hatten ihren Sitz in Westfalen und standen unmittelbar unter dem Kaiser. Ihre Entstehung reicht bis auf Karl den Großen zurück. Am Hellen Tage kamen der Freigraf, die Frei- boten und Freischöffen an den alten Gerichtsstätten zusammen. Ihre Sitzungen waren zuerst öffentlich; später wurden sie des Nachts an verborgenen Orten abgehalten. Strenge Verschwiegenheit wurde von allen Wissenden gefordert. Wer das Geheimnis verriet, wurde ge- hängt. Hatte jemand ein Verbrechen begangen, so wurde er von einem Freischöffen vor dem Femgericht angeklagt. Der Angeklagte wurde durch einen Brief mit sieben Siegeln vor das Gericht geladen. Mit verbundenen Augen führte man ihn zur Richtstätte, wo man ihm sein Verbrechen vorhielt. Gestand er seine Tat, so wurde er sofort hingerichtet. Erschien er aber nach dreimaliger Ladung nicht, so wurde er verfemt. Von zwei anderen Freischöfsen unterstützt, suchte der Klüger seiner habhaft zu werden. Gewöhnlich knüpfte man ihn auf oder stieß ihm den Dolch ins Herz. Zum Zeichen, daß die Feme gerichtet hatte, ließen die Femrichter den Dolch bei der Leiche zurück. Die Städtebündnisse und die Hansa. Im Mittelalter trieben viele Städte Deutschlands einen lebhaften Handel und wurden da- durch wohlhabend. Das erregte den Neid der Ritter, die nun die Städte bedrängten. Sie überfielen die Kaufleme aus den Landstraßen und nahmen ihnen die Waren weg oder ließen sich einen hohen Zoll zahlen; ebenso trieben sie ihr schändliches Handwerk an den großen Wasserstraßen. Kaiser und Fürsten brachten den Städten keine Hilfe, und so waren die Städte genötigt, sich selbst zu helfen; sie schloffen Bündnisse gegen die Abermacht der Raubritter zum Schutz ihres Handels.. Der bedeutendste Städtebund war die Hansa. Um 1241 verban- den sich Hamburg und Lübeck gegen die Raubritter und Seeräuber. Viele andere norddeutsche Städte schlossen sich ihnen an, so daß der Bund bald mächtig wurde. An der Spitze des Bundes stand Lübeck. Die Hansa rüstete ein Heer aus, das die Raubritter in ihren Burgen belagerte. Auf ihren hohen, festen Schiffen fuhren die Hanseaten in die Nord- und Ostsee, um die Seeräuber zu unterdrücken. Die Hansa- städte trieben nicht nur in Deutschland Handel, sondern auch in an- dern Ländern. Ihre Kaufleute reisten nach Westen bis London und Lissabon, nach Norden bis Bergen und nach Osten bis Nowgorod. Überall errichteten sie große Lagerplätze für ihre Waren und wußten sich wichtige Handelsvorrechte zu verschaffen. Zur Blütezeit der Hansa war Deutschland der Mittelpunkt des damaligen Handels. Die Ge- würze Indiens, die Seide Chinas, die Spezereien Arabiens kamen über die Grenze zu uns. Dafür gingen abendländische Waren, beson- ders Pelzwerke und Leinen, nach dem Morgenlande. Aus dem Norden brachten die Kaufleute Fische und Teer. Die Hansa war so mächtig, daß sie dem dänischen König den Krieg erklärte, als er ihr die Han- delsvorrechte bestritt. Der Bund war aber nur locker gefügt. Innere Zwistigkeiten und das Wachstum der fürstlichen Gewalt führten dazu.
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