1886 -
Münster i.W.
: Aschendorff
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
fortwährend den schönen, grossen, lieben Mann und?
konnten sich an dem herrlichen Ringe, den er am Fin-
ger trug, nicht satt sehen. Nach der kleinen Mahlzeit
segnete der Fremde die Kinder und ihren Grossvater
und fuhr wieder von dannen. Als die Eltern des Abends
von der Arbeit heimkehrten, kamen ihnen die Kleinen
entgegen gesprungen und erzählten , wie gut sie heute-
gegessen, dass ein schöner, grosser, fremder Herr da ge-
wesen und dem Grossvater ein Papier gegeben habe, das
sie nicht hätten nehmen und anschauen dürfen. Neu-
gierig eilten sie in die Hütte, und da zeigte es sich, dass
das geheimnisvolle Papier eine Banknote von 100 Gul-
den war. 0 Gott, wie glücklich fühlten sich jetzt die
armen Leute! Aus der Beschreibung der Kinder sowie
durch Nachfragen in den nächsten Orten ergab sich
endlich, dass Melchior, Freiherr von Diepenbrock,
der eben so berühmte als tugendhafte Fürstbischof
von Breslau, der edle Geber gewesen war.
Die dunkelblaue Wiese.
Baker. „Ich kenne eine große, dunkelblaue Wiese. —"•
Ern st. „Vater, das ist dein Spaß, eine solche giebt's
ja nicht; die Wiesen sehen grün aus und nicht blau."
Vater. „Meine Wiese sieht aber doch blau aus und ist,
größer, als alle Wiesen aus der Welt."
Klara. „Habe ich sie gesehen, Vater?"
Vater. „Ihr alle habt sie gesehen und bekommt sie alle
Tage zu sehen. Aus meiner Wiese geht jahraus jahrein, ei-
nen Tag wie den andern, eine unzählbare Menge großer und-
kleiner Schafe auf die Weide, obwohl nichts dort wächst."
Anton. „Aber, Vater, was machen sie denn dort, wenn
sie nichts zu fressen finden? Die Schafe können doch nicht
hungern?"
Vater. „Meine Schafe und Lämmer fressen nicht und
hungern auch nicht."
Joseph. „Dahinter steckt etwas, das sind gewiß keine
lebendigen Schafe; denn sie müssen doch fressen, sonst verhun-
gern sie."