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1886 -
Münster i.W.
: Aschendorff
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
1 9s
strichen. Hat sich da ein Krammetsvogel oder eine Schnepfe
oder sonst ein Vogel in einer Schlinge oder auf der Leim
rute gefangen, so komme ich den Vogelstellern zuvor und
nehme sie weg. Auf dem freien Felde aber überfalle ich die
Hasen in ihrem Lager und jage ihnen zuweilen ein wenig
nach. Die Kaninchen besuche ich in ihren unterirdischen
Wohnungen; auch die Rebhühner und Wachteln spüre ich mit
leichter Mühe auf und fresse die Mutter nebst ihren Eiern
und Kindern weg.
Und das geht dir alles so ungestraft hin? — O nein!
Man verfolgt und quält mich entsetzlich. Hunde und Jäger
und Bauern find fast immer hinter mir her und jagen und
verfolgen mich oft ganze Tage lang in einem fort. Man
legt mir Schlingen und Fallen und schießt und prügelt
mich zu Tode. So lange ich noch Kräfte habe zu laufen,
lasse ich mich nicht so leicht gefangen nehmen. Überfällt
man mich in meinem Baue, so grabe ich geschwind einen
andern Ausgang und fliehe mit Weib und Kind davon
und betrüge den Jäger, der nun vergebens auf meinen Pelz
lauert. Ist auch gleich meine Höhle mit Fallen umgeben
und mir zur Flucht fast gar keine Hoffnung mehr übrig,
so leide ich doch lieber den grausamsten Hunger, ehe ich mich
in den ersten vierzehn Tagen znm Gefangenen ergebe, und
versuche alles mögliche zu entkommen. Hilft aber alles
nichts, je nun, so ist es endlich einerlei, ob ich in einer
Höhle verhungere oder in der Falle eines gewaltsamen Todes
sterbe. Ich klage und seufze eher nicht, als wenn man mich
lebendig ergreift und zu Tode prügelt. Und auch das hält
schwer, denn ich habe ein sehr zähes Leben: oft scheine ich
tot, während ich nur auf einen Augenblick warte, meine
Feinde zu beißen und zu entfliehen. Ich lebe ungefähr
zwanzig Jahre und lasse mich nicht leicht zähmen. Schlägt
man mich des Winters tot, so giebt mein Balg treffliche
Pelzkleider, und auch mein Schwanz thut dann allerhand
Dienste. Ermordet man mich aber des Sommers, so kann
nur der Hutmacher meiue Haare gebrauchen. In vielen
Gegenden ißt man auch mein Fleisch. — Du hast ganz
recht, schlauer Fuchs; dein Sommerbalg ist weit schlechter, als
Lesebuch für Ober-Klassen. 13