1886 -
Münster i.W.
: Aschendorff
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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gleichen sie so ziemlich den Lorbeerblättern, nur sind sie ver-
hältnismäßig etwas schmaler. Sie stehen paarweise gegenüber.
Tie Äste gehen bis ties herab, sind wagerecht und bilden eine
Pyramide. Unmittelbar aus dem Aste, an der Wurzel der
Blätter, kommen 3 bis 7 fast ungestielte Blüten hervor,
welche weiß, fünfspaltig und wohlriechend sind. Die fünf gel-
den Staubfäden sind im Schlunde der Blüte befestigt, vorra-
gend und fallen, wie die Blüte, schon innerhalb 24 Stunden
ab. Sie lassen die Anfänge zu den Früchten zurück, welche
ungefähr ein halbes Jahr zu ihrer völligen Entwicklung nötig
haben. Im reifen Zustande sind die Früchte dunkelkirschrot,
oval, 13—20 Millimeter lang und haben ein widerlich süßes,
schleimiges Fleisch. Der Strauch hat ein freundliches An-
sehen; steht er in voller Blüte, so sieht er aus, als wenn er
überpudert wäre, und übertrifft an Schönheit selbst unsere
Obstbäume. Er grünt das ganze Jahr hindurch und hat zu
gleicher Zeit Blüten und reife Beeren, so daß man im Lause
des Jahres drei Ernten hält. Jeder Baum giebt durchschnitt-
lich 1^—2 Pfund Kaffee.
In der Frucht liegen gewöhnlich zwei Bohnen, deren jede
mit einer lockern, pergamentühnlichen Schale umgeben ist,
unter welcher noch eine äußerst feine Hülle auf der Bohne
aufliegt. Die Bohnen sind an der äußern Seite rundlich ge-
formt, an der innern flach.
Diese flachen Seiten, welche mit einer Längsfurche ver-
sehen sind, liegen aneinander. Öfters findet man auch Friichte,
die nur eine Bohne enthalten; diese werden meist ausgelesen
und unter dem Namen Perlkaffee verkauft.
Die Heimat des Kaffeebaumes ist nicht Arabien, wie man
lange Zeit geglaubt hat, sondern Abessinien nebst den angren-
zenden Ländern Enara und Kassa, wo er wild vorkommt.
Der Gebrauch, Kaffee zu trinken, ist in Europa noch gar
nicht so alt. In Konstantinopel wurden im Jahre 1554 "die
ersten Kaffeehäuser errichtet- Im Jahre 1660 kam der Kaffee
nach Marseille, und 1671 entstand dort das erste Kaffeehaus,
dagegen in Paris erst 1672, zu Wien 1683, zu Stuttgart
1712; in dem schwäbischen Alpdorfe Genkingen trank man so-
gar 1817 zum ersten Atale Kaffee. Erst gegen das Ende des
vorigen Jahrhunderts wandten sich Kuba, Jamaika und das
amerikanische Festland dem Kaffeebau zu und haben jetzt eine
außerordentlich große Ausfuhr; noch später hat sich ihnen Bra-
silien angeschlossen. Den besten Kaffee bezieht man immer
noch aus Arabien; nach ihm kommt der ostindische, und eine
Art davon ist der Javakaffee, so genannt nach der Insel Java