1886 -
Münster i.W.
: Aschendorff
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Als dächt' er vergangener Zeiten;
Jetzt, da er dem Sänger ins
Auge sah,
Da ergreift ihn der Worte Be-
deuten.
Die Züge des Priesters erkennt
er schnell
Und verbirgt der Thränen stür--
zenden Quell
In des Mantels purpurnen Faltem.
Und alles blickte den Kaiser an
Und erkannte den Grafen, der
das gethan,
Und verehrte das göttliche Walten.
17. Crsinoung der Buchdruckerkrmsi.
Unter allen Erfindungen des Mittelalters ist die Buch-
druckerknnst die wichtigste und zugleich die schönste Zierde des-
deutschen Namens. Früher gab es nur geschriebene Bücher.
Die Mönche vorzüglich beschäftigten sich mit dem Abschreiben,
und es ist zum Erstaunen, wie weit es diese in der Schön-
schreibekunst gebracht hatten. Die großen Anfangsbuchstaben
wurden sehr schön in bunten Farben gemalt, auch wohl mit
Gold ausgelegt, oft sogar mit kleinen, niedlichen Bildchen
umgeben. Solche Abschriften kosteten außerordentlich viel
Zeit und vielen Fleiß und waren deshalb auch sehr teuer.
Eine einzige schöne Bibel kostete wohl dreihundert Thaler.
Darum konnten auch nur reiche und vornehme Leute Büchen
haben. Am größten war dieser Nachteil für Schulen, wo
nicht jeder Schüler, wie jetzt, sein Buch hatte. Der Unter-
richt konnte deshalb auch nur höchst mangelhaft sein, weil
er sich fast einzig auf den mündlichen Vortrag be'chränken
mußte. — Der Bnchdruckerkunst ging die Formschneidekunst,
die schon im Anfange des vierzehnten Jahrhunderts erfunden
war, voraus und bereitete jene vor. Es wurden nämlich
in hölzerne Täfelchen allerlei Bilder von Heiligen geschnitten,,
mit Farbe bestrichen und dann auf Pergament oder Papier
abgedruckt. Diese Holzschnitte waren anfangs sehr roh, die
Figuren kaum kenntlich. Um den Heiligen, der abgebildet
iein sollte, kennbar zu machen, wurde der Name desselben
beigesetzt. Bald schnitt man nicht nur einzelne Wörter bei,,
sondern auch ganze Bibelstellen, zuletzt schnitt man sogar
ganze Seiten in Holz. Sollte nun ein geschriebenes Buch
gedruckt werden, so mußten gerade so viel Holztafeln da sein,
als das Buch Seiten hatte. Jede Seite wurde in die Holz-^