Anfrage in Hauptansicht öffnen
Dokumente für Auswahl
Sortiert nach:
Relevanz zur Anfrage
1886 -
Münster i.W.
: Aschendorff
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
409
Ss. Der dreißigjährige Krieg.
1. Ausbruch des Krieges. Der Augsburger Reli-
giousfriede halte die Eintracht zwischen Katholiken und Pro-
testanten nicht herzustellen vermocht. Im stillen dauerte die
Spannung fort, die endlich zu einem unheilvollen Kriege
führte, der 30 Jahre dauerte. Derselbe nahm seinen Ansang
in Böhmen. Dort wollten protestantische Unterthanen Kirchen
erbauen. Allein der Kaiser hinderte sie daran. Hierüber
wurden die Böhmen entrüstet. Sie stürmten im Jahre 161 s
bewaffnet auf das Schloß in Prag und stürzten die kaiserlichen
Beamten zum Fenster hinaus. Damit begann der dreißig-
jährige Krieg.
Der Kaiser war alt und kränklich und starb im Mürz des-
folgenden Jahres. Ihm folgte sein Neffe Ferdinand. Aber
die Böhmen wollten Ferdinand nicht als ihren König an-
erkennen und wählten statt seiner den zweiundzwanzigjährigen
Friedrich von der Pfalz. Und der junge Friedrich ließ sich
durch den Glanz der Königskrone blenden, zog nach Prag und-
setzte sich die gefährliche Krone aufs Haupt. Dadurch lehnte
er sich gegen den Kaiser auf. Aber der Herzog von Bayern
zog dem Kaiser mit einem Heere zu Hülfe, besiegte Friedrich
am weißen Berge bei Prag und jagte ihn aus dem Lande.
Durch die einzige Schlacht schien der Krieg beendet. Wer
hätte denken sollen, daß er noch so lange dauern würde.
2. Tilly. An der Spitze des bayerischen Heeres stand"
Tilly, der erste Feldherr seiner Zeit. Während des dreißig-
jährigen Krieges hat er dem Kaiser und Deutschland große
Dienste geleistet.
Daß nach der Schlacht bei Prag Friede eintreten sollte^
war vielen Männern, die nur vom Kriegshandwerk lebten,
nicht recht; sie setzten den Krieg auf eigene Hand fort und
lebten von Raub und Plünderung. In unsern Tagen würde
man sie Anführer von Räuberbanden nennen.
Ernst von Mansfeld war ein solcher Mann. Er hatte
einen Teil der geschlagenen böhmischen Armee um sich ge-
sammelt und fiel nun mit Feuer und Schwert raubend und
plündernd über Städte und Dörfer her. Tilly verfolgte ihn
im Frühjahr 1621 über Bamberg und Würzburg und drängte
ihn über den Rhein. Mansfeld zog in das Bistum Speier.
In drei Tagen flammten dreißig Dörfer auf. „Die Mans-
felder haben," so lauten die Klagen, „die Bauern haufenweise
in die brennenden Häuser geworfen und diejenigen, die sich.
retten wollten, niedergestochen. Sie haben die Kirchen aus-
gebrochen, beraubt, die Altäre abgerissen, das heiligste hoch-