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1. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 429

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
429 in diesem Falle Befehl, ihn von Rom wegzuführen, nahm Pius fein Brevier und reichte dem Kardinal Pacca seinen Arm. In einem verschlossenen Wagen ward er schnell ab- geführt, Radet nahm den Kutschersitz ein, Gendarmen ritten um den Wagen. Man brachte ihn nach Grenoble, Valence, Nizza, und überall lagen Menschen am Wege, welche um seinen Segen baten. Zu Nizza waren ihrer 16 000 ver- sammelt. Die Schnelligkeit der Reise und die Sonnenhitze machten den ehrwürdigen Greis in dem verschlossenen Wagew bald krank, so daß man ihm auf dem Cenis 2, zu Grenoble 11 Ruhetage vergönnen mußte. Den 9. August 1809 brachte man ihn nach Savona, einer Seestadt im ehemaligen Gebiete von Genua. Hier fand er einen Hofstaat für sich angeordnet, er weigerte sich aber, von demselben Gebrauch zu machen und versagte jetzt allen von Napoleon ernannten Bischöfen die Bestätigung, weil dieser das frühere Konkordat selbst gebrochen hatte. Nun änderte Napoleon den Ton, der Hofstaat verschwand, der Papst wurde in ein Zimmer ge- sperrt, mußte seine Gebetbücher und Schreibmaterialien ab- geben und bekam täglich 5 Paoli (etwa 20 Sgr.) zum Unterhalte, so daß er Almosen von den Bürgern Savonas nehmen mußte. Zwar wurde nach zwei Wochen dieser karge Unterhalt verbessert, aber seine Gefangenschaft blieb 3 Jahre hindurch gleich strenge; er durfte gar keinen Brief schreiben oder empfangen, noch weniger einen Besuch annehmen. Der große Kaiser selbst schrieb ihm einmal einen höhnischen Brief; aber ganz Europa bewunderte den Mann, der, wehrlos, sich kühn dem Despoten widersetzte, vor welchem die mächtigsten Monarchen in den Staub sanken. Es war am 23. Januar 1814, als Napoleon dem Papste die Freiheit zurück gab. Und kaum 3 Monate später mußte der Verfolger der Kirche, nachdem der Herr über ihn Gericht gehalten hatte, und die Verbündeten sieg- reich in Paris eingezogen waren, in demselben Schlosse Fontainebleau, wo er den Papst so hart gehalten und sich sogar vermessen hatte, ihm zu erklären, er habe aufgehört^ das Oberhaupt der Kirche zu sein, seine eigene Thron-- entsagung unterzeichnen.
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