1886 -
Münster i.W.
: Aschendorff
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
458
Krieg fortgesetzt oder die vom Grafen Bismarck gestellten Frie-
densbedingungen angenommen werden sollten. Am 12. Fe-
bruar trat sie zusammen und genehmigte am 1. März nach
aufgeregten Verhandlungen den Abschluß des Friedens. An
demselben Tage war ein Teil der deutschen Armee in Paris
selbst eingerückt zur unendlichen Genugthuung für das ge-
samte deutsche Heer und Volk. Unverzüglich kehrte der
Oberansührer aller deutschen Truppen, jetzt deutscher Kaiser
Wilhelm I., zu welcher Würde ihn der einstimmige Jubel.
Deutschlands über die durch gemeinsame Gefahr und gemein -
same Siege geschlossene Einheit erhoben hatte, nach der Hei-
mat zurück. Im Friedensvertrage, der endgültig zu Frank-
furt am 10. Mai abgeschlossen wurde, verzichtete Frankreich
aus die alte deutsche Provinz Elsaß mit Ausnahme von Bel-
fort und eines Teiles von Lothringen, verpflichtete sich, inner-
halb 3 Jahren 5 Milliarden Frank (1,333,333,333^ Thlr.)
Kriegskosten zu zahlen und bis zur Abtragung dieser Sumnie
die Besetzung eines Teils von Frankreich zu dulden.
So war in einem achtmonatlichen, blutigen, aber an Siegen
reichen Kriege der alte Erbfeind völlig zu Boden geschlagen.
Deutschland, das beraubt und geteilt werden sollte, stand einig
und groß da. Sieger in mehr als 70 Schlachten und Ge-
fechten, hatte es die beiden köstlichen Perlen der deutschen
Reichskrone, Elsaß und Lothringen, welche einst fränkische List
und Herrschsucht ihm geraubt hatte, wiedergewonnen. Die
wieder erworbenen starken Festungen Metz, Diedenhofem
Straßburg werden fortan unsern Grenzen gegen jeden neuen
Versuch der Franzosen ein mächtiges Bollwerk sein.
Wie in dem Kriege von 1866, so bewährte sich auch in
dem deutsch-französischen Kriege die christliche Liebe und Barm-
herzigkeit in wunderbar großartiger Weise. Man darf wohl
behaupten, daß noch nie im Verlaufe der Weltgeschichte so
Großes geschehen ist für die kranken und verwundeten Krieger
und die Versorgung der durch die Einberufung zum Heere
ihrer Ernährer beraubten Familien. Ein heiliger Wetteifer
hatte alle Stände, jedes Geschlecht und jedes Alter ergriffen.
In ganz Deutschland traten Vereine zusammen, um das Elend
des Krieges nach allen Seiten zu lindern. Die aufopfernde
Thätigkeit der Malteser- und Johanniter-Ritter insbesondere,
sowie der unter ihrer Fürsorge und ihrem Schutze auf dem
Schlachtfelde und in den Spitälern wirkenden religiösen Ge-
nossenschaften ist über jedes Lob erhaben.