1886 -
Münster i.W.
: Aschendorff
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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erscheinen sie von Zeit zu Zeit am nächtlichen Himmel als
gewaltige Lichtmassen, die neben einem helleren, sternartig
glänzenden Teile, dem Kerne, einen meist von der Sonne
abgewendeten Lichtschweis haben, der nicht selten mehrere Mil-
lionen Meilen lang ist. Das ganz unerwartete Hervortreten,
so wie ihre besondere Gestalt haben sie bei unwissenden Men-
schen in den Ruf gebracht, als seien sie Vorboten großer,
furchtbarer Ereignisse. Statt sich an dem wunderbaren Schau-
spiele zu ergötzen, betrachteten Aberglaube und Unwissenheit
die prachtvollen Kometen von 1811, 1819, 1835 und 1843
mit Schrecken und Bestürzung. Auch die Kometen bestehen aus
-einer, wiewohl viel zarteren Körpermasse als die Planeten;
auch sie empfangen ihr Licht von der Sonne und unterliegen
den gleichen Gesetzen , wie die Planeten und Nebenplaneten;
-allein ihre Bahnen sind nicht kreisrund, wie mit geringer Ab-
weichung die Planetenbahnen, sondern langgestreckt, ellipsen-
förmig. Während die Sonne bei den Planetenbahnen fast in
der Mitte steht, so steht sie bei den Bahnen der Kometen fast
an dem einen Bogen der Ellipse, so daß man an denselben
auch zwei Punkte, den der Sonnennähe und Sonnenferne, be-
sonders unterscheiden muß. Je näher der Komet der Sonne
kommt, um desto schneller läuft er, während er fern von der
Sonne immer langsamer seine einsame Bahn durch den Welt-
raum wandelt. Nach Jahren wendet er sich wieder der Sonne
zu, und die Gelehrten haben die Dauer eines solchen Laufes
bei einigen Kometen, wie bei denen von 1811 und 1680, aus
300 und 5000 Jahre berechnet. Freilich mag hier manches
unsicher sein, dagegen sind mehrere Kometenbahnen, sowie die
regelmäßige Wiederkehr der Kometen ziemlich genau durch
Rechnungen bestimmt worden. Die Gestalt der Kometen ist
vielfachem Wechsel unterworfen; bald erscheinen sie mit, bald
ohne Schweif, ja man hat sie sogar schon mit zwei und meh-
reren Schweifen gefunden. Sie alle sind Rätsel, die Gott
den Menschen von Zeit zu Zeit vorführt, um ihren Blick von
unten nach oben zu richten und ihnen zu zeigen, daß er in
Bildung seiner Formen und Gestaltungen vom Geringsten bis
zum Großartigsten und Erhabensten unerschöpflich ist.
5. Der achte Psalm.
Gott, unser Herr!
Wie wunderbar ist auf der ganzen Erde dein Name:
Denn deine Herrlichkeit ist ausgebreitet über die Himmel!
Du hast dir aus dem Munde der Säuglinge und Kinder
Dein Lob bereitet um der Widersacher willen,
Daß schweigen Feind und Rächer.