1886 -
Münster i.W.
: Aschendorff
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Wasser gestanden, ja, daß sie in einem großen Meere und un-
ter einem großen Meere gebildet worden sind. Viele von ihnen
sind ganz erfüllt von Muschel- und Seetier-Überresten; und
aus manchen Bergen von Neuholland, die sehr hoch sind und
jetzt viele Meilen weit von: Meere landeinwärts liegen, sieht
man noch jetzt Korallenbüumchen ausrecht stehen, und der ganze
Boden sieht "so aus, als wenn er plötzlich wäre vom Meere
verlassen worden. Aber man braucht nicht so weit zu reisen,
um etwas Ähnliches zu beobachten. Auch in und aus unsern
Kalkbergen findet nlan Korallenarten und Muscheln, die nur
im Meere gelebt haben und gewachsen sein können. Man sieht
es manchen unserer Sandgegenden an, daß einmal lange Zeit
Wasser darüber geflutet haben muß, und das Salz, das manche
unserer Berge und Ebenen in sich flihren, muß auch noch aus
jener Zeit herrühren, wo ein salziges Wasser da stand.
Im mittlern und siidlichen Deutschland, selbst im kalten
Sibirien hat man Knochen ausgegraben, die von Elefanten,
Nashörnern und andern solchen Tieren herrühren, die nur
in sehr heißen Ländern leben können. Auch hat man in nörd-
lichen Gegenden Palmen, Bambusrohr und andere Gewächse
heißer Länder in der Erde gefunden.
Es muß also auf der Erde einmal eine große Veränderung
stattgefunden haben. Wie es nun damit zugegangen, und wo-
durch eine solche Veränderung entstanden sei, das luiffcn wir
aus der h. Schrift. Diese, wie auch die Sagen vieler Völker
in Europa, Asien und Amerika, erzählen uns von einer großen
Flut, von der Sündslut, die über den ganzen Erdboden kam
und seine höchsten Berge bedeckte, und wobei fast alle auf der
Erde lebenden Wesen untergingen.
Die Gebirge, die keine Muscheln, keine Steinkohlen und
keine Salze enthalten und zugleich die höchsten Berge der Erde
bilden, nennt man Urgebirge. Sie bestehen entweder aus
Thonschiefer, woraus unsere Schiefertafeln gemacht werden,
oder aus Glimmer (Katzensilber), einem Schiefer, der aus
vielen glänzenden, dünnen Blättchen besteht, oder aus Granit,
womit unsere Straßen gepflastert werden. Die Urgebirge
haben die meisten Erze: Gold, Silber, Blei, Zinn, Kupfer
und Eisen, in sich. Man findet diese meistens in sogenannten
Gängen, welche man mit ehemaligen Spalten in den Gebirgen
vergleichen kann, die sich von oben herein durch die hineinge-
senkten Erdmassen ausgefüllt haben.
Die Gebirge, welche hauptsächlich aus Kalk, aus Sandstein
und Gips bestehen und viel Muscheln, Steinkohlen und Salz
in sich führen, nennt man Flözgebirge. Diese Steinmassen
liegen in großen Lagen übereinander, die man Schichten nennt,