1886 -
Münster i.W.
: Aschendorff
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
507
Jetzt nach Einverleibung von Hannover, Kurhessen,
Nassau, der freien Reichsstadt Frankfurt, Schleswig-
Holstein und Lauenburg bildet es ein wühlbegrenztes,
zusammenhängendes Ganze In seiner gegenwärtigen Aus-
dehnung stößt Preußen im Norden an die Nordsee, Däne-
mark, Mecklenburg und die Ostsee, im Osten an Rußland;
im Süden bilden Österreich, das Königreich Sachsen, die
thüringischen Staaten, Bayern und das Großherzogtum Hessen
die Grenzen, im Westen aber Elsaß-Lothringen. Luxemburg,
Belgien und die Niederlande. Getrennt von dieser Länder-
masse liegt, eingeschlossen von dem Königreich Württemberg
und dem Großherzogtum Baden, das vereinigte Fürstentum
Hohenzollern-Sigmaringen-Hechingen, welches unter der Re-
gierung Friedrich Wilhelms Iv. an Preußen kam.
Der Boden des preußischen Staates ist meist eben und
von sehr verschiedener Fruchtbarkeit. An Getreide wird
überall der Bedarf gezogen, in einigen Gegenden aber viel
mehr; außerdem zieht man Kartoffeln, Hans, Flachs, Hopfen,
Obst, Tabak, Wein und Holz. Ackerbau und Viehzucht sind
blühend. Die Fischerei auf den Flüssen und Seeen, wie an
den Küsten der Ostsee beschäftigt und nährt viele Menschen.
Bernstein, der an der Ostsee gefunden wird, gewährt einen
bedeutenden Gewinn. Die verschiedenen Provinzen des Staates
liefern Pferde, Rindvieh, Schafe, Ziegen und Schweine. Die
Gebirge enthalten zwar nur wenig edle Metalle, aber desto
mehr Eisen, Kupfer, Blei, Salz und Steinkohlen.
Außer einer großen Anzahl Landseeen bewässern den preu-
ßischen Staat 5 Hauptflüsse, nämlich: der Rhein, die Weser,
die Elbe, die Oder und die Weichsel; unter ihnen ist der
Rhein der größte und schönste. Kanäle zur Verbindung der
Flüsse hat der preußische Staat mehrere.
Unter den Gebirgen des Staates, von denen keines die
Höhe von 1600 m übersteigt, sind die Sudeten in Schlesien
die bedeutendsten.
Im allgemeinen ist die deutsche Sprache die herrschende;
nur in einigen Gegenden werden fremde Sprachen geredet.
Handel und Gewerbe stehen in schönster Blüte. Unzählige
Fabriken in Seide, Wolle, Baumwolle, Leinwand, Papier,
Tuch, Glas, Leder, Stahl, Eisen re. liefern ausgezeichnete
Erzeugnisse. Sie zu begünstigen, ist die nie rastende Sorge der
Regierung.
Der preußische Staat darf sich rühmen, bisher für Volks-
bildung das meiste gethan zu haben. Auch der ärmste seiner
Bewohner hat Gelegenheit, sich seinem Stande gemäß voll-
konunen auszubilden.