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1. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 519

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
519 zeigt, welche auch während der beiden folgenden Jahre fort- dauerte. Um das Jahr 1347 verbreitete sich von Asien, Ägypten und der europäischen Türkei her die Pest nach Italien und durch Handelsverkehr mit diesem Lande auch nach Deutschland. Hier hat sie in den ersten Jahren, 1347 bis 1350, auf eine so entsetzliche Weise gewütet, daß an vielen Orten kaum der hundertste Mensch am Leben blieb. Zu Osnabrück blieben nur sechs, zu Hamm nur zehn Familien übrig, in Bremen wurden täglich 200 Tote begraben, und die Stadtthore stan- den Tag und Nacht offen. Auch in Münster verbreitete sich dieses furchtbare Übel und raffte in gar nicht langer Zeit über 11,000 Einwohner hinweg. Schon der Hauch des Kran- ken war den Gesunden tödlich, und so war die Seuche in wenigen Tagen über Stadt und Land verbreitet. Der Got- tesdienst mußte eingestellt, die Kirchen mußten geschlossen werden. Zwar predigten anfangs noch einige Geistliche dem Volke im Freien, wie denn noch in jetziger Zeit an der St. Servatii-Kirche die Stelle gezeigt wird, wo eine solche Kanzel in der Pestzeit angebracht war; allein auch dies mußte auf- hören, da der Zusammenfluß von Menschen die Ansteckung beförderte und die Geistlichen selbst hingerafft wurden. Diese Pest und ein nach ihrem Aufhören die Stadt ver- heerender, furchtbarer Brand sind die Veranlassung zur Stif- tung der sogenannten großen Prozession geworden. In der Diöcese Münster bestehen in vielen Gemeinden außer den Fronleichnams-Prozessionen sogenannte Brandprozessionen, wobei ebenfalls das hh. Sakrament umhergetragen wird. Wozu sie angeordnet sind, zeigt schon ihr Name an: es sind Bittgänge, um von Gott die Gnade zu erfleheu, daß er die Gemeinde vor Brand und andern Unglücksfüllen bewahren wolle. Sie gleichen darin den früheren Rogationsprozessionen, die kurz vor dem Himmeliahrtsfeste gehalten wurden. Unter diesen Bittgängen zeichnet sich besonders die eben genannte große Prozession aus. Sie wurde von dem Bischöfe Heiden- reich aus dem edlen Geschlechte der Wolf zu Lüdinghausen, wie schon gesagt, nach dem Aufhören der Pest im Jahr 1382 und nach der großen Feuersbrunst, die im folgenden Jahre am 22. November einen bedeutenden Teil der Stadt von der Servatii-Kirche bis zur Georgs-Kommende mit Einschluß der Ludgeri- und Ägidii-Psarrkirche einäscherte, angeordnet und war anfangs eine bloße Nogalionsprozession. Die Geist- lichen begleiteten dieselbe mit dem Magistrate der Stadt in schwarzer Kleidung, die Kreuze waren umflort, und nach der Prozession wurde eine h. Blesse zur Sühnung der Sünden
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