1886 -
Münster i.W.
: Aschendorff
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Nächst Preußen ist Bayern mit fast 76,000 qkm und
54/ñ Millionen Einwohnern der größte deutsche Staat. Das
Königreich Bayern zerfällt in zwei ungleiche, abgesonderte
Stücke. Der bei weitem größere Teil ist umgrenzt von den
österreichischen und sächsischen Ländern, von Hessen, Baden
und Württemberg; der kleinere liegt am linken Ufer des
Rheins und heißt Rheinbayern. Das Hauptland hat im
Norden, Osten und Süden bedeutende Gebirge, die Mitte
wird von dem fränkischen Jura durchschnitten; sonst dehnen
sich zu beiden Seiten der Donau weite Ebenen aus. Bayern
erzeugt außer Hopfen viel Getreide, besonders Gerste, die
größtenteils zu Bier verbraut wird. Am Main ist starker Obst-
und Weinbau, desgleichen in Rheinbayern. Die Gebirge
sind waldreich und enthalten viel Eisen und Salz. Von
den Einwohnern bekennen sich die meisten zur katholischen
Kirche. Die Hauptstadt München mit 425,000 Einwohnern
liegt in einer kieshaltigen, unfruchtbaren Ebene an der Isar.
Sie zeichnet sich durch prachtvolle Gebäude, Gemälde- und
andere Kunstsammlungen aus. Zu den ansehnlichsten Städten
.Bayerns zählt man ferner: Augsburg, am Lech, mit 84,000
Einwohnern, früher eine der wohlhabendsten Reichsstädte;
Nürnberg, an der Priegnitz, mit 169,000 Einwohnern, einst
durch den Kunstsleiß seiner Bürger in hohem Ansehen; Re-
gensburg an der Donau mit 43,000 Einwohnern, bis zu
Anfang unseres Jahrhunderts der Sitz deutscher Reichs-
versammlungen; Bayreuth mit 29,000 Einwohnern am Fuße
des Fichtelgebirges; Würzburg mu Main mit 71,000 Ein-
wohnern, mit üppigen Weinbergen umgeben; Speyer am
Rhein mit 20,000 Einwohnern und dem Dom mit den
Kaisergräbern.
Das Neichslmrd Glsas? Lothringen.
Durch den glorreich beendeten Krieg gegen Frankreich sind
zwei altdeutsche Länder, die Landgrafschaft Elsaß und ein
Teil des Herzogtums Lothringen, wieder zum Deutschen
Reiche gekommen, dem sie früher Jahrhunderte lang angehört
haben. Die Bewohner beider Länder sind deutscher Abstam-
mung und haben deutsche Sprache, Sitten und Gebräuche
treu bewahrt; nur in die größeren Städte bat französisches
Wesen Eingang gefunden. Das ganze durch den am 10.
Mai 1871 geschlossenen Frieden abgetretene Gebiet umfaßt
14,500 qkm mit 1,640,000 Einwohnern, von welchen mehr als
drei Viertel der katholischen Religion angehören. Als un-
mittelbares Reichsgebiet steht es unter dem deutschen Kaiser
als der obersten Staatsgewalt.