1886 -
Münster i.W.
: Aschendorff
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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feinem Schoße den Herbst, der Sommer ober schlummere zu
seinen Füßen am Mittelmeere. Auf diesem Gebirge stand
der berühmte Cedernwald, von dem die heil. Schrift so oft
spricht, dessen Bäume Salomo zum Baue des Tempels be-
nutzte. Es sind nur noch wenige Bäume in dem einst so
herrlichen Walde vorhanden, aber diese heben ihre Wipfel,
mächtig empor; einige beschatten einen Umkreis von mehr
als 30 m und haben bis an die 12 m im Umfange. Auch
die Steine zu dem Tempel nahm Salomo aus diesem Ge-
birge. Gleichlaufend mit diesem geht ein zweites Gebirge;
es heißt der Antilibanon, mit dem 2800m hohen Hermoiw
Sowohl aus dem Libanon als dem Antilibauon entsprin-
gen Flüsse, die sich nach allen Weltgegenden hin ergießen.
Der berühmteste dieser Flüsse entspringt aus dem Antilibauon
und durchfließt deu größten Teil des heiligen Landes, bildet
einen kleinen, dann einen größern, endlich einen dritten, noch
größeren See, der merkwürdigerweise nirgendhin Abfluß hat.
Dieser Fluß ist der Jordan, der kleinere See ist der See
Merom, der größere der See Genesareth und der dritte
das Tote Meer, das die untergegangenen Städte Sodoma.
und Gomorrha in dein früher so fruchtbaren Thäte Siddinr
überflutet. Es ist ein trauriges Gewässer, das Tote Bteer.
Kein frisches Laub umgrünt den öden Strand, kein Wasser-
vogel durchfurcht seine Wellen, und Fische, die der Jordan
hineinführt, sterben alsbald. Das Wasser ist salzig und bitter
und hat einen Ekel erregenden Geschmack. Dagegen hat die
große Strecke, die der Jordan oberhalb des Toten Meeres
durchsließt, meist fruchtbare Gegenden, und namentlich zeichnet
sich die Umgebung des Sees Genesareth durch Anmut und
Fruchtbarkeit aus. Schöne Berghöhen ragen rings empor,
und an den Gestaden des klaren, tiefen Sees gedeihen Pal-
men, Feigen,^ Weinstöcke und Ölbäume. In keiner Gegend
Palästinas ist die Natur so reizend, als um diesen stillen,
ruhigen See, an dem unser Herr mit seinen Jüngern so
gern verweilte.
Überhaupt war Judäa in früherer Zeit ein ausgezeichnet
fruchtbares Land. „Der Herr, dein Gott," sagt Moses zu.
dem Volke Israel, „bringt dich in ein gutes Land, ein Land
mit Wasserbächen, Quellen und Gewässern, die entspringen
in Thälern und aus Bergen; ein Land mit Weizen und
Gerste und Weinstöcken und Feigenbäumen und Granat-
äpfeln; ein Land mit Ölbäumen und Honig; ein Land, rvn
du keine Speise dürftig genießen wirst, wo nichts dir man-
geln wird, ein Land, dessen Steine Eisen sind, und aus dessen
Bergen du Erz hauen wirst. Und du wirst essen und dich