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1. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 583

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
— 583 geraten. Gern bringt er Opfer, oft jahrelang, wenn es sich um sein Gotteshaus handelt. Seit einem Menschenalter sind viele Hunderttausende verwendet worden, um die alten, unzureichenden Kirchen zu beseitigen und durch neue, stilge- rechte zu ersetzen, alle aber den Verhältnissen entsprechend sorg- fältig auszustatten. Der liebe Gott soll in der Gemeinde die schönste Wohnung haben; das ist des Münsterländers Grundsatz. Hält man auf den Höhen des Landes Umschau, dann sieht man aus dem Grün der Büsche, Höfe und Dörfer bis zum fernen Horizont die schlanken Türme der Gottes- häuser in großer Zahl hervorragen und als stete Mahner nach oben zeigen. Die Sonn- und Festtage werden hoch in Ehren gehalten. Diese gottgegebenen Ruhetage empfindet und schätzt der Münsterländer voll und ganz als eine köstliche Wohlthat, da er die Wochentage in zäher und ausdauernder Arbeit gründlich ausnutzt. Es ist ein erhebender Anblick, wenn beim Klange de/ Glocken auf allen Wegen und Stegen die langen Reihen der Kirchgänger herankommen, altersgebeugte Greise am Stabe, Männer und Frauen in angelegentlicher Unterhaltung, hier ein Trupp munterer Kinder, dort eine Schar Erwachsener voll Lebenslust und sprühenden Froh- sinns. Es füllt sich das Gotteshaus mit einer dichtgedrängten Schar Andächtiger; ein entschiedener Ernst lagert über der Versammlung. Was da im Gotteshause vorkommt, was da in rechter Weise verhandelt wird, das wird mit einem Schlage Gemeingut der ganzen Gemeinde und in die ent- ferntesten Höfe und Hütten mitgenommen. Am Nachmittage besuchen viele nochmals die Kirche. Man besucht nach der Vesper und christlichen Lehre Freunde, Nachbarn und Verwandte, macht Spaziergänge in Feld und Flur, um den Gottessegen 511 besichtigen und Arbeiten zu überlegen. Es werden auch harmlose Spiele gemacht, gute Bücher, Zeitungen und Sonntagsblätter gelesen, die in reicher, sorgfältiger Auswahl mit gediegenem Inhalte in fast alle Häuser kommen. So stellt sich ein sestgeschlossener Damm den windigen Anstürmen des Unglaubens und des Umsturzes entgegen. Gerät aber ein Münsterländer, der in dieser gesunden geistigen Luft unter der Obhut braver Eltern schlicht und einfach aufgewachsen ist, hinaus in das Gewühl der großen Welt, wo ihn der Unglaube kalt anweht oder der Spott und Hohn ihm ins Gesicht grinst, da hält er trotzdem an dem gesunden Glauben fest, den er mit der Muttermilch einge- sogen hat. Sein Kleinod läßt er sich nicht antasten und
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