1873 -
Harburg
: Elkan
- Hrsg.: Backhaus, Johann Christian Nikolaus, ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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sie auf den Staatsländereicn in den Kolonien an. Aber sein Vorschlag,
den Latinern das römische Bürgerrecht zu geben, nahm ihm die Gunst
des Volks; in einem furchtbaren Straßenkampfe wurden 3000 seiner
Anhänger erschlagen, und er selbst ließ sich von einem Sklaven tödten.
Die Aristokraten ächteten das Andenken der Grachen und stießen ihre
Gesetze um; aber dem Volke blieb ihr Name heilig. In stiller Einsam-
keit trauerte Kornelia, des großen Vaters und der edlen Söhne gedenkend.
t§. 45. Marius und Sulla, a. Marius war der Sohn
eines Tagelöhners, ohne alle Bildung, ein rauher, kühner, ehrgeiziger
Kriegsmann. Sein Haß gegen die Vornehmen machte ihn zum Liebling
des Volks. Er stieg zum Konsul empor und siegte über den König Ju-
gurtha von Numidien (107). Sein kluger Unterfeldherr Sulla nahm
denselben gefangen und führte ihn im Triumphe nach Rom, wo er im unter-
irdischen Stadtgefängniß am Kapitol, dem „kühlen Badgemach", den
Hungertod starb. — b. Während dieses Krieges (113) waren zwei
deutsche Völkerschaften, die Kimbern und Teutonen, an den römi-
schen Grenzen erschienen, hatten den treulosen Konsul Papi rius Carbo
bei Roreja in Kärnthen geschlagen und in Gallien (Frankreich) 5 andere
römische Heere vernichtet. Marius schaffte durch strenge Mannszucht ein
neues, schlug beim Einflüsse der Jsöre in die Rhone einen Sturm auf
das römische Lager ab und besiegte, nachdem die Deutschen sich getheilt
hatten, die Teutonen unter ihrem Könige Teutobod bei Aquä Sertä
(Air in der Provence) und die Kimbern, die nach Süddeutschland zurück
und dann nach Italien gegangen waren, in der raud ischen Ebene bei
Vercellä. — c. Infolge dieser Thaten wurde Marius (zum 6. Male) zum
Konsul gewählt. An die Spitze der Aristokraten trat der ehrgeizige und
kluge Sulla, der mit kräftiger Hand die Empörung der Bundesgenossen
(Samniter und andere italische Volksstämme) niederschlug (90—88) und
deswegen mit der Führung des Krieges gegen Mithridätes, König
von Pontus am schwarzen Meere, beauftragt wurde. Als Marius diese
Wahl umstoßen ließ, wandte sich Sulla mit seinem Heere gegen Rom und
ließ Marius als Vatcrlandsverräther ächten. Dieser rettete sich unter
Gefahren und Abenteuern nach Afrika.—Während Sulla den „pontischen
Löwen" niederzwang, kehrte Marius nach Rom zurück, nahm an seinen
Gegnern entsetzliche Rache, ließ sich zum 7. Male zum Konsul wählen
wurde aber mitten in seinem wilden Leben durch ein Fieber hinge-
rafft (86). Sulla vergalt jetzt den Marianern mit gleicher Grausamkeit
(4000 Gefangene wurden vor den Augen des zitternden Senats auf ein-
mal niedergestoßen) und starb dann infolge seiner Schwelgereien gleich-
falls eines schrecklichen Todes (78). Dieser erste Bürgerkrieg kostete über
100,000 Menschen das Leben.
§. 46. Pompejlls. Cicero, a. Pompejus hatte sich als
Jüngling Sulla angeschlossen; nach dessen Tode trat er an die Spitze der
aristokratischen Partei. Er gründete seinen Ruhm in Spanien, wo er
die Marianer, die unter dem tapfern und rechtschaffenen Sertorius
eine unabhängige Republik herzustellen suchten, besiegte (72). — Als er
nach Rom zurückkehrte, hatten sich 50,000 Sklaven unter Anführung des