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1. Realienbuch mit Abbildungen - S. 32

1908 - Rostock : Boldt
32 Volksstämme und Sprache. Die Deutschen gehören der Völker- samilie der Germanen an. Man teilt sie in Oberdeutsche und Niederdeutsche. Als Grenze zwischen beiden kann eine Linie angesehen werden, die auf^ dem Nordrande des Sauerlandes entlanggeht, die Mündungen der Saale und Görlitzer Neiße berührt und weiter nach Osten verläuft. Demgemäß haben wir in Deutschland zwei Hauptmundarten: das Oberdeutsche und das Niederdeutsche oder Plattdeutsche. _ Zu den Oberdeutschen gehören zwei Volksstämme im Süden: die Schwaben und die Bayern. Schwaben liegt zu beiden Seiten des schwäbischen Jura und wird östlich vom Lech abgegrenzt. Der bayrische Volksstamm hat das östliche Gebiet besetzt und erstreckt sich von den Alpen bis zum Fichtelgebirge. Zu den Oberdeutschen gehören ferner zwei Volksstämme: die Franken und die Thüringer, erstere wohnen zu beiden Seiten des Mains, letztere nordöstlich vom Thüringer Walde. — Die Niederdeutschen, in denen der Volksstamm der Sachsen vor- herrscht, sprechen das uns bekannte Plattdeutsche, das noch manche Ver- schiedenheiten ausweist. Zu ihnen gehören auch die an der Nordsee wohnenden Friesen. Als nun Luther vor vier Jahrhunderten die Bibel übersetzte, gebrauchte er die Mundart, die in Wittenberg, der Stadt seines Aufenthalts, von Ge- bildeten gesprochen wurde. Die Bibel wurde viel gelesen, und wenn die Gelehrten Bücher schrieben, wandten sie Luthers Sprache an, welche man als Abart des Oberdeutschen Hochdeutsch nannte. Im Laufe der Zeit be- gannen die Gelehrten Hochdeutsch zu sprechen; in jetziger Zeit wird das Hochdeutsche in Schulen, durch Bücher und Zeitungen so gepflegt, daß man sich fast in ganz Deutschland damit verständigen kann. Aber nicht alle Einwohner Deutschlands sprechen deutsch. An dev französischen Grenze sind noch viele, die von der französischen Sprache nicht lassen wollen. Eine Gefahr für den Rückgang der deutschen Sprache kann uns im Osten durch die Polen erwachsen. Diese, zu den Slaven ge- hörend, wohnen an der Warthe, Netze und Weichsel. Drei Millionen, dem Deutschen Reiche Angehörige, sprechen polnisch, und die polnische Sprache würde sich weiter nach Westen ausbreiten, wenn nicht die Deutschen kräftigen Widerstand leisteten. Deutschland hieß bei den alten Römern Germania; daher wird die Frauengestalt, durch welche unser Vaterland bildlich dargestellt wird, Germania genannt. Religion. Deutschland ist ein christlicher Staat. Ein Drittel seinev Bewohner gehört zur katholischen Kirche, deren Haupt der Papst ist. Zwei Drittel sind infolge der Reformation Protestanten. Der Süden ist katholisch, nur das Jura- und Neckarland sind protestantisch. Der Norden ist meistens protestantisch. Katholiken wohnen zwischen Rhein und Mosest an der Lippe und Ems. Die Polen sind ebenfalls katholisch. Die Zahl der Juden beträgt mehr als eine halbe Million. § 33. Die deutschen Staaten. Am 18. Januar 1871 wurde auf französischem Boden das neue Deutsche Reich gegründet. 23 Staaten wurden zu einem Bundesstaat vereinigt, an dessen Spitze der „Deutsche Kaiser" steht; diese hohe Würde soll immer der König von Preußen bekleiden. Seit 1888 ist Wilhelm Ii. Deutscher Kaiser. Sein erster Beamter führt den Titel Reichskanzler. Gesetze und Steuern, welche das ganze Reich angehen, können nur mit Zustimmung des Bundesrats und des Reichstags festgesetzt werden; beide treten in der Reichshauptstadt Berlin zusammen. Der Bundesrat vertritt die Regierungen: jeder der deutschen Staaten hat wenigstens eine Stimme. Mecklenburg-Schwerin zwei, Preußen 17 Stimmen. Das deutsche Volk wird durch den Reichstag vertreten. Bei der Gründung wurde das Reich in 397 Wahlkreise geteilt, von welchen jeder ungefähr 100000 Einwohner hatte; jeder Kreis wählt einen Reichstagsabgeordneten. — Das Heer des
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