1893 -
Cöln
: Ahn
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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nicht mehr vergönnt: der Tod verhinderte die Vollendung des
bereits begonnenen Werkes.
Kaiser Wilhelm zu Ems. Kaiser Wilhelm besuchte seit
20 Jahren jeden Sommer den Badeort Ems. Es war sür die
Bewohner der Stadt eine wahre Freude, wenn der alte Herr
dort seinen Einzug hielt. Besonders die Knaben freuten sich
auf seine Ankunft. Er war ihnen aber auch gar freundlich.
Einmal kam Kaiser Wilhelm in Ems an einem Bilderladen
vorbei. Mehrere Knaben standen an dem Schaufenster. Da sagte
ein kleiner Knabe: „Wenn ich Geld hätte, würde ich den Kaiser
kaufen." .Kaiser Wilhelm hörte dies, trat zu den Kleinen und sagte:
„Kommt, ich will euch den Kaiser kaufen". Sie gingen mit in
den Laden, und der Kaiser schenkte jedem von ihnen sein Bild.
Nun merkten sie, daß es der Kaiser selber war, der ihnen die Bilder
gekauft hatte. Sie bedaukteu sich höflich und stürmten dann voller
Freude durch die Straßen, laut rufend: „Das Bild hat uns der
Kaiser geschenkt."
Ein andermal sprang ein kleiner Knabe auf den Kaiser zu, um-
faßte seine Kniee und fragte: „Bist du der Kaiser Wilhelm?" „Ja,
ich denke, kleiner Mann", erwiderte der Kaiser freundlich. „Wie
heißt du aber und was willst du werden?" „Ich heiße auch Wilhelm,
und Soldat will ich werden", sagte der Kleine, „aber, iveißt du,
einer von denen mit den roten Aufschlägen un>d den weißen Federe
büschen." „Gott segne dich, mein Junge", war des Kaisers Ant-
wort; „wenn du groß bist, dann sag' meinem Sohne Fritz, du
wolltest unter die Soldaten mit den roten Aufschlägen und den
weißen Federbüschen; der alte Kaiser Wilhelm habe es dir erlaubt."
Glücklich sprang der Kleine davon, um seiner Mutter das Erlebnis-
zu erzählen.
4. Uns «ein fraihüfisdkit Kriege <i87o—7i).
Die Abreise des Königs Wilhelm zur Armee. Im
Jahre 1870 und 71 mußte Kaiser Wilhelm gegen die Franzosen
ziehen. Beim Beginn des Krieges war er nicht deutscher Kaiser,
hatte aber fast 10 Jahre als König von Preußen regiert. Als
er von Berlin abreisen wollte, standen vor dem königlichen
Schlosse und auf dem Wege bis zum Bahnhöfe tausende Men-
schen, um dem geliebten Fürsten ein herzliches Lebewohl zuzu-
rufen. Das Tor des Schlosses öffnete sich, und der König
und die Königin fuhren in einem offenen Wagen heraus. Ein
brausendes Hurra empfing sie. Der König dankte ernst und
bewegt, die Königin war sehr ergriffen. Langsam fuhr der
Wagen zum Bahnhöfe. Bon den Dächern wehten Fahnen, aus
den Fenstern winkte man mit Tüchern. Aus tausend Herzen
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