1893 -
Cöln
: Ahn
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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bat, man möge sie fortbringen. Aber der Arzt wollte es nicht
zugeben: er fürchtete, sie würde den Beschwerden der Reise
erliegen. Die Königin entgegnete: „Ich will lieber in
die Händegottes fallen, als in die Hände der
Menschen." Und sie wurde mit ihren Kindern nach Memel
gebracht.
Rückkehr nach Berlin. Endlich wurde der Friede ge-
schlossen, -— aber ein trauriger Friede. Der König mußte
fast die Hälfte seines Landes abtreten und eine sehr große
Kriegssteuer bezahlen. Französische Soldaten blieben im Lande
und hielten auch Berlin noch lange besetzt. Deshalb konnte die
königliche Familie erst nach drei Jahren in die Heimat zurück-
kehren. Es war am Weihnachtsfeste (des Jahres 1809), als
der König und die Königin in einem schönen, blau ausge-
schlagenen Wagen, den die Bewohner Berlins ihnen zur Feier
der Rückkehr geschenkt hatten, wieder in die Hauptstadt einzogen.
Glockengeläute und Kanonendonner verkündeten die Ankunft des
Königs und der Königin, und unter dem Zujauchzen des Volkes
gelangten sie zum königlichen Schlosse. Vor demselben stand
Luisens Vater (der Herzog von Mecklenburg). Sie eilte auf
ihn zu, küßte seine Hand und verbarg dann ihr Haupt an
seiner Brust. Aus ihren Augen brach ein Strom von Tränen.
Tod der Königin Luise (19. Juli 1819). Nach ihrer
Rückkehr weilte die Königin ein halbes Jahr lang in Berlin.
Dann machte sie ihrem Vater in Mecklenburg einen Besuch. Ihr
Gemahl hatte sie dahin begleitet, war aber gleich wieder nach
Berlin zurückgekehrt. Hier erhielt er bald die Nachricht, daß
Luise schwer erkrankt sei. Da eilte er mit seinen beiden ältesten
Söhnen an das Schmerzenslager der Kranken. Er konnte sich
der Tränen nicht erwehren, und als die Königin dieses ge-
wahrte, fragte sie, ob es denn so schlimm mit ihr sei. „Ach
nein," sagte der König, „ich weine, weil ich dich so leiden
sehe." Bald darauf trat ein Herzkrampf ein, und mit beit
Worten: „Herr Jesu, mach' es kurz," verschied die Königin.
Ihr Gemahl war untröstlich, und seine beiden Söhne sanken am
Sterbelager nieder und vergossen heiße Tränen. Der König
ließ eine herrliche Grabstätte zu Charlottenburg (bei Berlin)
erbauen: dort wurde die Königin in einem steinernen Sarge
(Sarkophag) beigesetzt. Auf demselben ist ihr Bild in Marmor
ausgehauen.