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1. Lesebuch für Volksschulen - S. 22

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
Mm 22 „Nun, was ist dir denn in die Quere gekommen?" sprach der Esel. „Ei," antwortete die Katze,- „wer kann da lustig sein, wenn's einem an den Kragen geht? Weil ich nun zu Jahren komme, meine Zähne stumpf werden und ich lieber hinter dem Ofen sitze und spinne, als nach den Mäusen herum jage, hat mich meine Frau ersäufen wollen; ich hab' mich zwar noch fortgemacht, aber nun ist guter Rath theuer; wo soll ich hin?" „Geh mit uns nach Bremen, du verstehst dich doch auf die Nachtmusik, da kannst du ein Stadtmusikant werden." Die Katze war's zufrieden und ging mit. Darauf kamen die drei Landes- flüchtigen an einem Hofe vorbei, da saß auf dem Thore der Haushahn und schrie aus Leibeskräften. „Du schreist einem durch Mark und Bein," sprach der Esel, „was hast du vor?" „Da hab' ich gut Wetter prophezeit." sprach der Hahn, „weil unserer lieben Frauen Tag ist, wo sie dem Christkivdlein die Tücher gewaschen hat und sie trocknen will; aber weil morgen zum Sonntag Gäste kommen, so hat die Hausfrau doch kein Erbarmen und der Köchin gesagt, sie wollte mich morgen in der Suppe essen, und da soll ich mir heut' Abend den Kopf abschneiden lasten. Nun schrei' ich aus vollem Halse, so lang ich noch kann." „Ei was, du Rothkopf," sagte der Esel, „zieh' lieber mit uns fort nach Bremen, etwas Besseres als den Tod findest du überall; du hast eine gute Stimme, und wenn wir zusammen musiciren, so muß es eine Art haben." Der Hahn ließ sich den Vorschlag gefallen, und sie gingen alle vier zusammen fort. Sie konnten aber die Stadt Bremen in einem Tage nicht erreichen und kamen abends in einen Wald, wo sie übernachten wollten. Der Esel und der Hund legten sich unter einen großen Baum, die Katze und der Hahn machten sich aber hinauf, der Hahn flog bis in die Spitze, wo's am sichersten für ihn war. Ehe er einschlief, sah er sich noch einmal nach allen vier Winden um, da däuchte ihm, er sähe in der Ferne ein Fünkchen brennen und rief seinen Gesellen zu, es müßte nicht gar weit von ihnen ein Haus sein, denn es scheine ein Licht. Sprach der Esel: „So müssen wir uns aufmachen und noch hingehen, denn hier ist die Herberge schlecht." Und der Hund sagte: „Ja ein paar Knochen und etwas Fleisch daran thäten mir auch gut!" Nun machten sie sich auf den Weg nach der Gegend, wo das Licht war, und sahen es bald heller schimmern, und es ward immer größer, bis sie vor ein hell erleuchtetes Räubkrhaus kamen. Der Esel, als der größte, machte sich an's Fenster und schaute hinein. „Was siehst du, Grauschimmel?" fragte der Hahn. „Was ich sehe?" antwortete der Esel, „einen gedeckten Tisch, und Räuber sitzen daran und lassen's sich wohl sein." „Das wär' was für uns," sprach der Hahn. „?)a, Aa, ach wären wir da!" sagte der Esel. Da rathschlagteu die Thiere, wie's anzufangen wäre, um die Räuber fortzubringen; endlich fanden sie ein Mittel. Der Esel mußte sich mit den Vorderfüßen auf das Fenster stellen, der Hund auf des Esels Rücken, die Katze auf den Hund klettern, und endlich flog der Hahn hinauf und setzte sich der Katze auf den
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