1877 -
Ruhrort
: Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
- Autor: Schüler, C., Ricken, W. M.
- Auflagennummer (WdK): 28
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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gefalteten Händen, den tränenschweren Blick zum Himmel gerichtet,
steht der Förster da und sein Weib. Aber der ewige Richter, der
Herr des Lebens und der Verdammniß — er winkt dem Todesengel,
daß er vorübergehe an dem Hause des Gerechten. In tiefen Schlaf
sinkt der Kranke, und ein heftiger Schweiß dringt aus allen seinen
Poren. Als er erwacht, sieht er seine wackeren Wirthe in liebevoller
Thätigkeit um sich. In seinem Leben zum ersten Mal betet jetzt sein
Herz. Dann drückt er die Hände der Edeln an seine Brust, an seine
Lippen, und die Thränen der Versöhnung, des Dankes und der Liebe
fließen reichlich. Nach wenigen Tagen verläßt der Müller sein Kran-
kenlager, genesen, gerettet für das Himmelreich. Sluymer.
181. Das Eisen.
Das Eisen findet sich in Verbindung mit verschiedenen erdigen
Stoffen in einem steinigen, dunkelfarbigen Erz, Eisenstein genannt.
Dieses Eisenerz nun ist in verschiedenen Gegenden verschieden,
enthält bald mehr, bald weniger reines Eisen, bald Thon, aber
keinen Kalk, bald Kalk und keinen Thon, bisweilen auch etwas
Kohle, fast immer aber Wasser, Kiesel, Schwefel und Kohlensäure.
Das Erz kommt in Schichten von verschiedener Dicke, von wenigen
Zollen bis zu mehreren Fuss vor, bald dicht an der Oberfläche
der Erde, bald mehrere hundert Fuss tiefer unter derselben.
Meist liegen mehrere solcher Schichten unter einander, die durch
andere Stoffe getrennt sind.
Dieses Erz wird in Gruben aus der Erde herausgeschafft;
aber wie bekommt man das Metall aus dem Erz oder Stein her-
aus ? Das geschieht in grossen Schmelz - oder Hochöfen, wie
man sie nennt; zuerst aber wird das Erz geröstet, um die
Unreinigkeiten zu entfernen, welche sich am leichtesten abson-
dern lassen, meist unter freiem Himmel. Es wird nämlich zu-
erst eine Schicht Kohlen gelegt, darauf eine Schicht Eisenstein,
dann wiederum eine Schicht Kohlen, und so fort, bis ein mehrere
Fuss hoher Haufen entstanden ist, den man endlich mit Kohle
bestreut und anzündet. Dadurch wird das Wasser nebst den
Gasen entfernt, die in den Eisensteinen enthalten sind. Erst
wenn dies geschehen, kommt das Eisenerz in die Schmelzöfen.
Diese sind grosse, hohe Oefen, weshalb sie auch Hoch-
öfen heissen, vierzig bis fünfzig Fuss hoch, von Steinen
erbaut und innen mit feuerbeständigen Ziegeln ausgelegt. Sie sind
Tag und Nacht in ununterbrochener Arbeit, Sonntags und
Wochentags, viele Monate, ja oft Jahre lang, immer voll von
brennenden Stoffen, so dass die Flammen aus der Oeffnung
ununterbrochen hoch emporschlagen und weit umher gesehen
werden hönnen. Um die Gluth noch mehr zu vergrössern und
dadurch das Schmelzen des Erzes zu erleichtern, sind an den
Schmelzöfen grosse Gebläse angebracht, die wohl von Dampf-