Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Lesebuch für Volksschulen - S. 122

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
122 bau ließen sie Weiber und leibeigene Knechte (Sklaven) sorgen. Be- waffnet war daher der Deutsche stets; bei ihren Opfern, in der Volks- versammlung, selbst bei Schmäusen und Trinkgelagen fehlte Schwert und Lanze nicht; daher oft blutiger Streit des rohen Volkes unter sich selbst. 3. Kriegswesen. Kampf war des Deutschen Lust und unter den vielen Stämmen, welche Gebirge und Ebenen bewohnten, deshalb fast beständiger Krieg, der freilich nach kurzer Dauer gewöhnlich schnell beigelegt, aber eben so schnell wieder erneuert wurde. Beutemachen war wohl meistentheils der Zweck der Kriege, Verheerung und Plün- derung des feindlichen Landes stets damit verbunden, und Vieh und Leibeigene der Hauptgewinn jedes Kampfes. War ein Stamm zu schwach, um sich mit dem mächtigen Nachbar zu messen, so wanderte er aus, verdrängte wieder andere aus ihren Wohnsitzen, oder zog ganz über des Vaterlandes Grenzen, um auf fremdem Boden sich Ruhe zu erkämpfen, wohin auch oft größere Fruchtbarkeit des Auslandes rufen mochte. Mächtige Könige und Fürsten gab es in Deutschland nicht. Reichthum, Muth, Tapferkeit und kluger Rath in der Versammlung der Gemeinde, oder des ganzen Stammes gab allein Ansehen. Dadurch wurden einzelne Männer und deren Familien hoch geachtet und berühmt. An sie schloffen sich andere an, und so wie man darnach strebte, zum Gefolge und den Kampfgenossen eines tapferen Helden zu gehören und für ihn in der Schlacht Blut und Leben aufzuopfern, so gereichte es natürlich auch dem Helden selbst zur Ehre, ein zahlreiches Gefolge kampflustiger Männer um sich zu haben und unter ihnen an Muth und Tapferkeit der erste zu sein. Das waren die Fürsten der Deutschen und ihre Herzoge (Feldherren), die aber keineswegs ihren Streitgenossen befehlen konnten. Nur im Kriege galt ihr Wort als Befehl, wenn sie als Anführer gemeinschaftliche Feldzüge leiteten. Sollte ein Gesetz gegeben, ein Beschluß gefaßt, ein Herzog gewählt werden, so beriethen alle freien Männer die Angelegenheit in gemeinschaftlicher Versammlung, in welcher die Fürsten natürlich das Wort führten. Freilich machten herrschsüchtige Fürsten und Herzoge auch wohl den Versuch, sich andere Stämme zu unterwerfen, gewöhnlich ertrug man aber solche Herrschaft nicht lange, und bis 800 Jahre n. Chr. hat Deutschland keinen König gehabt. 4. Lebensweise und Sitten. Die Deutschen waren zur Zeit Christi noch völlig roh; sie kannten keine Schrift, keine Münzen, keine Handwerke, keinen Handel, kurz, keine Beschäftigung des Menschen. Eben so roh war ihre Gemüthsart; sie besaßen alle guten und schlechten Eigenschaften roher Nationen. Kampf-, Spiel- und Trunksucht und Hang zum Müßiggänge warf man ihnen vor; rühmend gedenken die Römer ihrer einfachen Lebensweise, ihrer Treue, ihres geraden, von aller Falschheit freien Sinnes, ihrer Gastfreiheit, ihrer Vaterlands- und Freiheitsliebe, daneben ihrer Unerschrockenheit und Tapferkeit. Kein Wunder, daß es seit Augustus Zeiten Sitte war, Schaaren derselben
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer