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1. Lesebuch für Volksschulen - S. 179

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
179 General Winterfeld gefallen, die Festung Schweidnitz über- gegangen, der Herzog von Bevern gefangen genommen, Breslau dem östreichischen Heere übergeben worden, und Schlesien schien für den König verloren. In solchen, fast verzweiflungsvollen Augen- blicken hat er am glänzendsten die Grösse seines Geistes, den Reichthum seiner Entwürfe und die unwiderstehliche Gewalt dar- gethan, womit er die Gemüther der Seinigen lenkte. Er berief Beine. Heerführer und Befehlshaber zusammen und hielt ihnen mit seelenvoller Beredsamkeit eine Rede, welche sie zu der grössten Begeisterung entflammte. Er zeigte ihnen die gefährliche Lage des Vaterlandes, ja die ganz verzweifelte, wenn er nicht von ihrem Muthe noch Rettung erwarte. — „Ich weiss, Sie alle fühlen, dass Sie Preussen sind,“ so schloss er, „ist aber einer unter Ihnen, der sich fürchtet, solche Gefahren mit mir zu theilen, der kann noch heute seinen Abschied erhalten, ohne von mir den geringsten Vorwurf zu leiden.“ Auf diese Fra^ge leuchtete ihm nur Rührung und der höchste Kriegsmuth aus allen Augen entgegen, und mit freudiger Miene fuhr er fort: „Im Voraus war ich überzeugt, dass keiner von Ihnen mich verlassen würde; so hoffe ich denn auf einen gewissen Sieg. Sollte ich fallen und Sie für Ihre Dienste nicht belohnen können, so muss es das Vaterland thun. — Nun leben Sie wohl! In Kurzem haben wir den Feind geschlagen, oder wir sehen uns nie wieder.“ Die begeisternde Kraft dieser Rede ergoss sich bald über das ganze Heer, und es erwartete mit Ungeduld unter die Augen der Gegner geführt zu werden. Diese hatten eine treffliche feste Stellung hinter der Lohe, wo es dem Könige sehr schwer geworden sein würde, sie anzugreifen. Der vorsichtige Feldmarschall D au n rieth, hier zu bleiben, er hatte bei K ollin erfahren, welche herrliche Schutzwehr gegen des Königs Ungestüm eine gute Stellung sei; der General Luchesi aber und andere, die es für schimpflich hielten, mit einem grossen siegreichen Heere gegen einen so klei- nen Haufen sich durch feste Stellungen zu schützen, redeten dem Prinzen Karl zu, dem Könige entgegen zu gehen. „Die berlinische Wachtparade,“ so nannten sie die kleine Preussen-Schaar, „werde nicht gegen sie Stand halten können.“ — Dieser Rath gefiel dem von Natur feurigen Prinzen mehr, als der bedächtigere, und er verliess sein Lager. Auf offenem Felde, in der Gegend von Leiltlieil, trafen beide Heere am 5. Dezember, gerade einen Monat nach der Rossbacher Schlacht, auf einander. Das kaiserliche nahm mit seiner Schlachtreihe fast eine deutsche Meile ein; Friedrich dagegen musste sich wieder auf die Kunst verlassen, die eine geringe Zahl durch schnellen Gebrauch zu verdoppeln weiss. Er ordnete hier bei L e u t h e n sein Heer wiederum in die schräge Schlachtreihe, liess einen verstellten Angriff auf den rechten feind- lichen Flügel machen, während der eigentliche Stoss auf den liu- 12*
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