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1. Lesebuch für Volksschulen - S. 186

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
186 da dieselben gar kein Ende nehmen wollten, hatten die drei mächtigen Nachbarn, Rußland, Oestreich und Preußen, Stücke weggenommen und ihrem Pändergebiete einverleibt. Jetzt fand die zweite Theilung Polens statt, und später, 1795, wurde noch der Rest getheilt, so daß dieses Land, das einst über 1ls,000 Quadrat- meilen betrug, aus der Reihe der Staaten verschwand. Friedrich Wilhelm Iii., der Gerechte. (1797—1840.) 53. Preußens Fall. Noch hatte Preußen Frieden, als Friedrw' Wilhelm den Thron bestieg, aber rings umher war Kriegsgetümmel. Oestreich, England und Rußland stritten fortwährend mit Frankreich, und es wollte ihnen nicht gelingen, dies gährende Reich zur Ruhe zu bringen. Es war aber in diesem Lande ein großer Kriegsheld aufgekommen, der in der Geschichte wenige seines Gleichen hat: Napoleon Vonaparte, eines Advokaten Sohn von Corsika. Der bän- digte nicht nur die Revolution in Frankreich, sondern erfocht auch, namentlich in Italien, Sieg auf Sieg. Dadurch erlangte er ein solches Ansehen, daß ihn das Volk 1804 zum Kaiser der Franzosen wählte. Dieser eroberungssüch- tige, ehrgeizige Mann ließ nur zu deutlich durchblicken, daß er die Absicht habe, alle Reiche in Europa erst zu schwächen und dann sich zu unterwerfen. Unser König suchte alles sorgfältig zu vermeiden, was ihn hätte mit Napoleon in Krieg verwickeln können, und es bestand auch scheinbar zwischen Frankreich und Preußen Friede; aber auf die Dauer sollte auch Preußen dem Kriege nicht theilnahmlos zusehen. Napoleon überschritt 1805 den Rhein und zog, ohne anzufragen, durch die preußischen Fürstenthümer Ansbach und Baireuth, um Oestreich anzugreifen. Entrüstet Uber diese Anmaßung erlaubte nun auch der König den Russen, durch Schlesien zum Kampfe zu ziehen, und schloß mit dem russischen Kaiser Alexander einen Bund gegen Frankreich, dem auch Oestreich beitrat. Noch suchte Friedrich Wilhelm den Frieden zu erhalten, aber der stolze Korse trieb es mit seinen Beleidigungen gegen Preußen so weit, daß der edle König die Schmach und Ungerechtigkeit nicht länger ertragen konnte und ihm 1806 den Krieg erklärte. Mit Jubel wurde diese Kriegserklärung im ganzen Lande aufgenommen. Die Armee des Königs jauchzte, daß sie nun endlich gegen den übermüthigen Herrscher Frankreichs das Schwert ziehen durfte, und träumte nur von Sieg. Das preußische Herr sammelte sich an der Nordseite des Thüringerwaldes unter dem Oberbefehl des 72 jährigen Herzogs von Braunschweig. Noch ehe die Schlacht gewagt wurde, gelang es Napoleon, das Heer der Preußen zu theilen. Beide Theile desselben, wovon der eine bei Zena unter dem Prinzen von Hohenlohe und der andere bei Aucrstädt unter dem Herzoge von Braunschweig stand, wurde zu gleicher Zeit am 14. Oktober 1806 ange- griffen, völlig besiegt und zersprengt. Ueber 50,000 Mann verlor der König an diesem Unglückstage. An die Stelle der früheren Kampfeslust trat sofort eine Muthlosigkeit, die wie eine ansteckende Krankheit um sich griff. Die ein- zelnen Heerhaufen zogen sich eiligst und nicht in der besten Ordnung über die Elbe und die Oder zurück, viele erlitten hier und dort eine Niederlage, oder mußten sich dem Feinde unter harten Bedingungen ergeben. Vielleicht hätte alles noch eine bessere Wendung genommen, wenn nur die Befehlshaber in den Festungen sich wacker gehalten hätten. Aber die Festungen Erfurt, Span- dau und Stettin übergaben sich dem Feinde bei der ersten Aufforderung: Magdeburg, das mit einer starken Besatzung versehen war, siel nach kurzer Belagerung; der Commandant von Küstrin aber wartete gar nicht die Be- lagerung ab, sondern ging den Feinden entgegen und unterhandelte mit ihnen vor der Stadt wegen Üebergabe der Festung, er, der noch wenige Tage zuvor gegen den König geprahlt hatte, er weide sich so lange vertheidigen, bis ihm das Schnupftuch in der Tasche brenne.
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