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1. Lesebuch für Volksschulen - S. 194

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
194 worin Freiwillige aufgefordert wurden, sich zum Schutze des Vaterlandes zu bewaffnen. Es war nicht gesagt, wem es gelte; es war auch nicht nöthig; jeder wußte es. Die Begeisterung ergriff alle Stände. Jüng- linge und Männer verließen Beruf und Familie, um das Vaterland zu befreien. In Berlin allein meldeten sich 9000 Jünglinge zum freiwilligen Kriegsdienste. Als der König von solcher Begeisterung hörte, entrollten Thränen seinen Augen. Nicht länger zauderte er, den schweren Kampf zu beginnen. Am 16. März wurde der Krieg an Frankreich erklärt. Am 17. erließ er den „Ausruf an mein Molk". Darin heißt es: „Wir erlagen unter der Uebermacht Frankreichs; der Friede schlug uns tiefere Wunden, als selbst der Krieg. Das Mark des Landes' ward ausgesogen; der Ackerbau, so wie der Kunstfleiß der Städte gelähmt; die Hauptfestungen blieben vom Feinde besetzt. Jetzt ist der Augenblick gekommen, wo alle Täuschung aufhört. Brandenburger, Preußen, Schlesier, Pommern, Litthauer! Ihr wißt, was Euer trauriges Loos sein wird, wenn wir den Kampf nicht ehrenvoll endigen. Große Opfer werden von allen gefordert wer- den ; denn unser Beginnen ist groß und nicht gering die Zahl und die Mittel unserer Feinde. Ihr werdet sie aber lieber bringen für das Vaterland, für Euren angebornen König, als für einen fremden Herrscher." Dieses Wort des Königs fiel wie ein zündender Funke in aller Herzen, und ein wahrer Sturm der Begeisterung flog über das ganze Vaterland. Jeder wurde davon mit fortgerissen. Jünglinge und Männer, vierzehn-, fünfzehnjährige Knaben und Greise, sogar Jungfrauen, als Männer verkleidet, drängten sich zu den Waffen. Männer aus jedem Stande, Prediger, Lehrer, Studenten, Adelige und Bürgerliche und Landleute eilten herbei, um das schmachvolle Joch der Franzosen abzuschütteln. „Der König rief, und alle, alle kamen!" ist das er- hebende Gedenkwort jener herrlichen Zeit geblieben. Wer nicht mit dem Schwerts erscheinen konnte, der opferte freudig von seiner Habe, um den erschöpften Kräften des Staates zu Hülfe zukommen; auch der Aermste brachte seinen Sparpfennig, Frauen und Jungfrauen verkauften ihr Geschmeide; ja eine Jungfrau*), die nichts anderes zu bringen hatte, ließ ihr schönes, langes Haar abschneiden und brachte den Erlös dem Vaterlande. Dichter feuriger Kriegslieder, wie T h e o d o r Körner, Max von Schenkendorf, E. M. Arndt, F. Förster, ent- flammten die deutsche Nation zur höchsten Begeisterung. Der Major von Lütz o w bildete ein Freikorps, die „schwarzen Jäger" oder „Lützow's wilde Jagd" ge- nannt, eine Schaar, die sich durch kühne Todesverachtung auszeichnete. Es wurde die Landwehr und der Landsturm gebildet, und der Feldruf in diesem heiligen Kriege war: „Mit Gott für König und Vaterland." — 62. Lützow’s wilde Jagd. 1. Was glänzt dort im Walde im Sonnenschein? Hör’s näher und näher brausen. Es zieht sich herunter in düstern Eeih’n, Und gellende Hörner schallen darein Und erfüllen die Seele mit Grausen. Und wenn ihr die schwarzen Gesellen fragt: Das ist Lützow’s wilde, verwegene Jagd! 2. Was zieht sich dort durch den finstern Wald? Was streift von Bergen zu Bergen ? *) Nanette von Schmettau in Schlesien, gest. 1875 in Breslau.
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