1877 -
Ruhrort
: Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
- Autor: Schüler, C., Ricken, W. M.
- Auflagennummer (WdK): 28
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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gemeinsam entgegentreten. Schwieriger war die Lage der Armee des Kronprinzen.
Sie war über 14 Meilen von der ersten Armee entfernt und somit der Gefahr
ausgesetzt, von den übrigen Heerhaufen abgeschnitten zu werden.
Der Oberbefehlshaber der Oestreicher, Benedek, bot alles auf, um die
Vereinigung der preußischen Heere zu verhindern. Mit großer Macht warf er
sich daher besonders der Armee des Kronprinzen entgegen. Gleich bei ihrem
Einzuge hatte diese schon am 27. Juni ein blutiges Gefecht bei Wachod zu
bestehen, das unter der Führung des Kronprinzen zu einem herrlichen Siege
sich gestaltete. Der 70jährige wüthige General v. Steinmetz, der „Löwe",
wie seine Soldaten ihn nennen, zeichnete sich dabei besonders aus. Schon am
folgenden Tage (28.) folgte diesem Siege der Preußen ein zweiter bei Skakih.
Mit großer Uebermacht griffen die Oestreicher an, aber sie erlitten hier eine
noch größere Niederlage als bei Nachod. Vertrauen und Begeisterung erfüllte
nun die Sieger. Daher konnte Steinmetz, der wieder der Held des Tages war.
an den König schreiben: „Meine Truppen sind nach zwei Schlachten noch voller
Muth und Freudigkeit. Sie brechen in lauten Jubel aus."
Eine andere Abtheilung der kronprinzlichen Armee hatte um dieselbe Zeit
ein blutiges Gefecht bei Hrautenau zu bestehen. Am 27. wurden dort zwar die
Preußen von der Uebermacht der Oestreicher zurückgedrängt, aber am nächsten Tage
wurde diese kleine Schlappe durch einen glänzenden Sieg gerächt. Das Garde-
Eorps, welches am 27. noch einen ganzen Tagesmarsch zurück war, wurde in
der Nacht auf den 28. herangezogen. Es mußte ein sehr schwieriger Marsch
durch das Gebirge zurückgelegt werden, aber um 5 Uhr morgens stand die
Garde schon kampfbereit in der Nähe von Trautenau den Kaiserlichen gegenüber.
Ein hitziges Gefecht entspann sich, das mit der völligen Niederlage der Oest-
reicher endete, und wobei dieselben große Verluste erlitten.
General Elam-Gallas sollte die Vereinigung der ersten mit der Elbarmee
verhindern. Die Gefechte bei I'odok (1. Armee) am 26., Künerwasser (Elb-
armee) am 27. und Wünchengrätz am 28. Juni (1. und Elbarmee) waren
aber so glücklich für die Preußen, daß jener sich zurückziehen mußte. Prinz
Friedrich Karl konnte sich nun mit Herwarth vereinigen. Beide suchten nun
die Verbindung mit der sich nähernden Armee des Kronprinzen herzustellen.
Solches wollten aber die Oestreicher verhindern. Bei Gitschin (1. Armee),
dem Begräbnißorte Wallenstein's, hatte Clam-Gallas eine sehr feste Stellung
eingenommen. Am 29. folgte hier ein äußerst blutiger Kampf, der von 4 Uhr
nachmittags bis gegen Mitternacht dauerte. So tapfer auch die Oestreicher und
Sachsen sich vertheidigten, sie konnten gegen das ungestüme Vordringen der
Preußen doch nicht Stand halten. Gitschin wurde genommen, und die Feinde
mußten die Flucht ergreifen. Das war ein Ehrentag für die Preußen. Zwar
hatte er ihnen große Verluste an Todten und Verwundeten gebracht, aber die
Verluste ihrer Gegner waren noch bedeutend größer. Das wichtigste Ergebniß
dieses Sieges war aber, daß nun die drei preußischen Armeen alle sich vereinigten
und dem Benedek die Entscheidungsschlacht anbieten konnten.
76. Die Schlacht bei Königgriitz. (3. Juli.)
Auf die Nachricht von dem glücklichen Beginne und Fortgange
des Feldzuges in Böhmen hatte sich der König zur Armee begeben,
um in dem bevorstehenden Entscheidungskampfe selbst den Oberbefehl
über das ganze Heer zu übernehmen. Am 2. Juli kam der König
in Gitschin an. Von dem Augenblicke der Ankunft an bis zum späten
Abend hatte er buchstäblich nicht einen Augenblick Ruhe. Von allen ,
Seiten wurde er in Anspruch genommen. Als er sich müde und ab- ?
gespannt eben zur Ruhe begeben will, erscheint gegen 11 Uhr ein vom
Prinzen Friedrich Karl abgesandter General mit gar wichtigen Mel- !
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