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1. Lesebuch für Volksschulen - S. 234

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
234 noch mehr als einmal so hoch als der Ortles, denn sein Gipfel ragt über 8000 m. hoch über die Meeresfläche hinauf. Wenn man nun alles zusammenfaßt, was man beim Linabsteigen in tiefe Bergschachte und beim Hinaufsteigen auf hohe Berge bemerkt hat, so hat man alles beisammen, was wir über den Bau unseres Erdkörpers wissen. Dies besteht ungefähr in Folgendem: Tief unter der Erdoberfläche, auf der wir wohnen, giebt es große Höhlen, die wohl meistens mit Wasser angefüllt sein mögen. Manche sind aber auch leer und so weit nach oben gelegen, daß man zuweilen gar hineinsteigen und ihr Inwendiges betrachten kann. In Norwegen giebt es eine Höhle, die, wenn man die Zeit berechnet, die es braucht, ehe man einen hinuntergeworfenen Stein unten auffallen hört, über 12,500 m. tief sein muß. Eine andere Höhle in Norwegen senkt sich tief unter das Meer hinab; an der Stelle, bis zu der man in sie eingedrungen ist, hört man ganz deutlich das Meer über sich brausen. In der Tiefe der Erde muß aber auch, wenigstens an manchen Orten, Feuer oder sonst eine Ursache sein, welche große Wärme um sich her verbreitet. Denn wenn man in manche Bergschachts hinabsteigt, findet man da nicht blos die gewöhnliche Wärme, die die Keller im Winter haben, und die nur daher kommt, daß die Kälte der Luft dahin nicht so eindringen kann; sondern eine andere, selbstständige Wärme, die immer zunimmt, je tiefer man hinabkommt, und die ihre Ursache tief unter der Erdoberfläche haben muß. Die feurigen und geschmolzenen Massen, welche die feuerspeienden Berge oder Vulkane aus- werfen, müssen auch aus einer sehr großen Tiefe herauskommen und wahr- scheinlich wohl eben daher, wo jene von unten heraufdringende Wärme her- kommt. Ein berühmter Reisender, Alexander v. Humboldt, hat in einen gerade damals ganz ruhigen Schlund eines feuerspeienden Berges hinunter- gesehen. Da erblickte er in einer ungeheuren Tiefe, unten in einer weiten Höhlung, drei unterirdische Bergspitzen, aus denen oben Feuer und Rauch her- ausdrang. In Europa sind drei berühmte feuerspeiende Berge: der Kekta auf der Insel Island, der Wesuv in der Nähe von Neapel und der Aetna auf der Insel Sicilien. Auch im Aetna sieht man, wenn er ganz ruhig ist, unten in der Tiefe das Feuer beständig aufwallen, die Lavamassen, wie ein siedendes Wasser, immer wieder heraufkochen und wieder niedersinken. Ehe der Vesuv oder der Aetna zu speien anfängt, wird oft meilenweit davon das Meer unten an seinem Grunde ganz siedend warm, so daß die dort liegenden eisernen Schiffsanker ganz heiß werden, und die Fische vom Grunde heraufkommen in die Nähe des Ufers, wo man sie dann in sehr großer Menge fangen kann. Der eigentliche Herd der Vulkane muß gar tief und weit entfernt sein, denn die Erdbeben, die bei solchen Ausbrüchen oft stattfinden, erstrecken sich öfters über 30 Meilen weit. Ueberhaupt sind alle die Erscheinungen, die bei großen vulkanischen Ausbrüchen vorkommen, gar gewaltig und merkwürdig. Die Lust wird oft meilenmeit umher finster, so daß man bei Tage Licht an- zünden muß; auf das unterirdische Brüllen und auf das Beben der Erde fol- gen dann berghohe Rauch- und Feuersäulen. Dabei scheint auch der Himmel in der Gegend des feuerspeienden Berges in Feuer zu stehen. Blitze fahren aus den Wolken herunter nach dem brennenden Schlunde, und Blitze fahren aus diesem herauf in die Wolken. Regengüsse stürzen nieder und machen die ausgeworfene Asche zu einem Schlammstrome. - Ein solcher Aschen- und Schlamm- regen begrub im Jahre 79 nach Christi Geburt in der Nähe des Vesuvs die Städte Herculaneum, Pompeji und Stabiä. Erst in neuerer Zeit hat man sie zum Theil wieder ausgegraben. Die heißen Quellen mögen auch wohl aus großer Tiefe heraufkommen, und zwar in Gestalt von Dämpfen, die aber, wo es kälter wird, zu Wasser werden und dann als heiße Quellen an der Oberfläche der Erde hervordringen. Schubert.
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